Eine Welle von Cyberangriffen verursacht derzeit weltweit teilweise gravierende Fehler bei Organisationen, Firmen und Behörden. So wurden beispielsweise in Großbritannien etliche Krankenhäuser lahmgelegt, weshalb die Bevölkerung gebeten wurde, nur in wirklichen Notfällen die Krankenhäuser zu besuchen. In Deutschland ist dagegen die Überwachungstechnik, Anzeigetafeln und Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn betroffen.
So versagten an mehreren deutschen Bahnhöfen, unter anderem in Halle und Leipzig, die Reiseinformationssysteme. Auf den blauen Tafeln war nur der Hinweis "Bitte Aushangfahrplan beachten" zu lesen. Allerdings ist die Bahn nach aktuellem Kenntnisstand das einzige Unternehmen in Deutschland, das derzeit mit einer größeren Cyberattacke zu kämpfen hat.
Nach dem Bundesinnenministerium ermittelt nun das Bundeskriminalamt (BKA), wer dahintersteckt. Die Angriffe fügten sich in eine "sehr angespannte Cyber-Bedrohungslage", vor der die Behörden immer wieder gewarnt hätten, so Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Die europäische Polizeibehörde Europol betitelt die Attacken als "beispielloses Ausmaß". Um die Hintermänner zu finden, seien komplexe internationale Ermittlungen von unter anderem der Cybercrime-Taskforce notwendig. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bittet alle Institutionen, die mit dem Trojaner zu kämpfen haben, Kontakt aufzunehmen. Regierungsnetze seien aber nicht von dem Angriff betroffen.
Daneben stoppte der Autobauer Renault wegen der Attacken die Produktion in einigen französische Werken, "um eine Ausbreitung der Schadsoftware zu verhindern". Auch das russische Innenministerium bestätigte den Angriff auf etwa 1000 Computer. Es seien jedoch keine Daten verloren gegangen. Der US-Versanddienst FedEx musste ebenfalls durch den Angriff Ausfälle verzeichnen und auch die spanische Telefónica bestätigte einen "Cybersicherheitsvorfall". In der schwedischen Gemeinde Timrå waren 70 Computer von dem Angriff betroffen. Dabei seien die Monitore der Mitarbeiter erst blau, dann schwarz geworden. Hauptziele seien jedoch Taiwan und die Ukraine gewesen.
Bei der Cyberattacke durch die Schadsoftware "WannaCry" wurden mindestens 75.000 Computer in fast 100 Ländern infiziert. Dabei verschlüsselt der Erpressungstrojaner Daten, für deren Freigabe die Kriminiellen Lösegeld verlangen. Nachdem ein IT-Sicherheitsforscher noch in der Nacht auf eine Art "Notausschalter" in der Schadsoftware stieß, konnte die Angriffswelle zunächst gestoppt werden.
Die führenden westlichen Industrieländer (G7) fürchten steigende Gefahren durch Cyberkriminalität und wünschen sich ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen der Staatengemeinschaft und der privaten Wirtschaft gegen Angriffe auf IT-Systeme. "Wir erkennen an, dass Cybervorfälle eine wachsende Bedrohung für unsere Volkswirtschaften darstellen und dass angemessene Reaktionen erforderlich sind".