Die grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg will alle anderen Bundesländer beim Thema Digitalisierung so schnell wie möglich abhängen. Um dieses Ziel zu erreichen, investiert das Land bis zum Ende der Legislaturperiode eine Milliarde Euro in die Digitalisierung. Angesichts des Haushaltsvolumens von rund 50 Milliarden Euro je Doppelhaushalt ist dies sehr viel Geld.
Doch Ende Februar hatte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) schlechte Nachrichten. Obwohl die Freischaltung der digitalen Bildungsplattform „Ella“ für alle allgemeinbildenden Schulen schon seit Monaten geplant war, muss diese nun nur wenige Tage vor dem Starttermin verschoben werden. Die Ministerin kritisierte die Absage in einer ungewöhnlich robust formulierten Pressemitteilung. So sei sie von der „Kurzfristigkeit der Absage kalt erwischt“ worden und der Vorgang sei „höchst unerfreulich“. Er werfe ein „schlechtes Licht auf das Image der Digitalisierungsstrategie“ des Landes.
Mit der Einrichtung der digitalen Bildungsplattform „Ella“ war die rechtlich unselbständige Landesoberbehörde „BITBW“ vom durch den Innenminister Thomas Strobl (CDU) geführte Ministerium für Inneres, Migration und eben Digitalisierung beauftragt. Bis zum Jahr 2020 sind bis rund 24 Millionen Euro im Etat für die Bildungsplattform geplant.
So sollten in der ersten Stufe zunächst 100 von etwa 5000 Schulen Zugänge zu der neuen Plattform erhalten. Mit geplanten 1,5 Millionen Nutzern dieser Plattform werden erstmals alle Lehrer in Baden-Württemberg eine dienstliche Mail-Adresse bekommen. Mit dem Lernmanagement-Programm „Moodle“ oder der Lernbibliothek „Sesam“ sollen zahlreiche Unterrichtsmaterialien künftig über „Ella“ abgerufen werden können. Sogar die Planung von Schulprojekten und die Abwicklung von Videokonferenzen soll in Zukunft „rechtssicher und komfortabel“ über „Ella“ abgewickelt werden können.
Obwohl nach Darstellung des Kultusministeriums von den Informatikern der BITBW bis vor wenigen Tagen mehrfach versichert worden war, dass die Plattform pünktlich starten könne, hätten „unerwartete Probleme“, dazu geführt, dass das Gesamtsystem noch nicht befriedigend funktioniere. Dies sei nach Mitteilung der BITBW „bedauerlich“. Zwar sei die Funktionalität vorhanden, doch die Performance werde man erst „in wenigen Wochen“ zur Verfügung stellen können. Die Geschwindigkeit beim Anmelden oder beim Anklicken stimme noch nicht. Hierdurch habe ein zweiter Server „für eine ausfallsichere Produktion“ eingerichtet werden müssen, womit es jedoch Schwierigkeiten gegeben habe.