Mehr bezahlbarer Wohnraum in den Ballungszentren wird von Politiker derzeit gerne versprochen, doch die für den Wohnungsbau zuständigen Verbände sehen das mit gemischten Gefühlen. Ihrer Meinung nach habe die Politik durch ihr „Energiespar-Diktat“ in den vergangenen Jahren maßgeblich dazu beigetragen, dass das Bauen und damit auch die Kaufpreise und Mieten immer teurer wurden.
So seien seit dem Jahr 1995 die Preise für Bauland um 170 Prozent gestiegen, heißt es in einer kürzlich veröffentlichten Studie des Verbändebündnisses Wohnungsbau. Zusätzlich hätten sich auch die Baukosten seit 2000 um 55 Prozent erhöht. Dagegen stieg das allgemeine Preisniveau im selben Zeitraum nur um 28 Prozent. Allein 16 Prozentpunkte der gestiegenen Baukosten seien nach den Verbänden auf die strengeren Vorschriften zum Energiesparen zurückzuführen.
Heute werde etwas, das früher sehr einfach war, sehr schwierig gemacht, erklärt der Verband der mittelständischen Immobilienwirtschaft. So werde heute wegen des Schallschutzes zwölf Boden-Schichten für ein Dachgeschoss gebraucht, wo früher zwei gereicht hätten. So dürfe sich niemand mehr über die hohen Preise wundern. Auch der oberste Vertreter des Baustoffhandels meint, dass der Wohnungsbau zu einem Experimentierfeld für Bauphysik und Umweltpolitik geworden sei.
Dagegen sieht die noch geschäftsführende Umwelt- und Bauministerin Barbara Hendricks (SPD), dies ganz anders. Das Einhalten von Klimazielen sei im Neubau völlig problemfrei. Es würden eben andere Baustoffe benötigt, die jedoch nicht unbedingt teurer sein müssten. Daneben sei eine zweite politische Schwachstelle, auf die das Verbändebündnis hinwies, die Streichung der Kommunen von zahlreichen Arbeitsplätze in den Bauämtern. Zwar gehe das Bauen selbst ziemlich schnell, doch man brauche heute allein drei bis vier Jahre, um ein Projekt vorzubereiten. Hier könne die zuständige Ministerin jedoch nur wenig machen. So gebe es seit den sechziger Jahren den Entwurf für eine Musterbauordnung, die Vorschriften bundesweit vereinheitlichen und so den Projektentwicklern viel Arbeit ersparen könnte, doch diese lehnten die Länder laut Hendricks ab.
Die Ministerin appelliert an ihren Nachfolger ob der fehlenden Wohnungen aufgrund der Zuwanderung nach Deutschland liegt und dem Drang der Menschen in die Städte, die Bau- und Stadtentwicklung nicht zu vernachlässigen.