Die Corona-Pandemie hat die Lebenssituation vieler Menschen verändert, jedenfalls aber unsicherer gemacht. Insbesondere bei großen Entscheidungen, wie dem Kauf oder Bau einer Immobilie, muss deshalb derzeit noch genauer geplant und die Unsicherheit einkalkuliert werden.
Studien und Immobilienverbände sind sich auch in der jetzigen Situation recht sicher, dass die Immobilienpreise nicht allzu sehr fallen werden – wenn die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht zu lange dauern und die Wirtschaft einigermaßen unbeschadet aus der Krise wieder herauskommt. Was Immobilienbesitzer gern hören, bedeutet für potentielle Käufer, dass sie sich auch weiterhin, wie schon in den letzten Jahren, auf sehr hohe Immobilienpreise einstellen müssen – gerade in einer Zeit, in der die wirtschaftliche Situation breiter Bevölkerungsschichten zumindest auf wackligeren Beinen steht.
Banken haben bereits reagiert und die Vergaberichtlinien für Kredite verschärft. Das gilt für Gewerbekredite ebenso wie für Verbraucher- und Immobiliendarlehen. Wer Kurzarbeit bezieht bekommt teilweise keine Kredite mehr oder nur zu schlechteren Konditionen. Kreditinstitute prüfen und entscheiden dabei alles andere als einheitlich – manche Banken lehnen bei Kurzarbeit eine Finanzierung ganz ab, andere stellen mehr auf die mittelfristige Einkommenssituation ab und gewähren Darlehen, wenn ein Antragsteller beispielsweise im Öffentlichen Dienst arbeitet oder in einer Branche, die als relativ krisenfest gilt.
Attraktiv sind Immobilien jedoch nach wie vor: Als Eigenheim versprechen sie Unabhängigkeit und Absicherung im Alter, als Wertanlage haben sie ihren Reiz nie verloren, jedenfalls nicht in den gefragten Lagen. Letzteres umso mehr, als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung sein Geld noch immer lieber auf schlecht verzinsten Sparkonten von der Inflation dezimieren lässt, anstatt es in Sachwerte wie Aktien zu investieren und von der Wertsteigerung der Wirtschafts- und Industrieunternehmen zu profitieren.
Wer sich auf das Abenteuer einer Baufinanzierung einlässt und sich damit auf Jahre hinaus verpflichtet, sollte aus der derzeitigen Unsicherheit lernen, die Unsicherheit einzuplanen. Konkret empfehlen die Experten, bei Darlehensverträgen lieber ein paar Zehntel Zins mehr in Kauf zu nehmen, und dafür die Zinsbindung zu verlängern. Überwiegend wird erwartet, dass das Zinsniveau in den nächsten Jahren nicht wesentlich steigen wird und die Finanzierung damit historisch günstig bleibt. Dennoch kann man nicht mit Gewissheit sagen, wo die Zinsen in 10 Jahren stehen werden. Über 15 Jahre Zinsbindung sollte man deshalb durchaus nachdenken, so die Experten.
Zudem sollten Käufer ihre derzeitige Situation und die möglichen finanziellen Entwicklungen eher konservativ einschätzen und sich nicht bis an das persönliche Limit verschulden. Dabei hilft es, auf flexible Vertragsgestaltungen zu achten. Kostenlose Sondertilgungen sollten möglich sein. Manche Kreditverträge sehen sogar vor, dass Sondertilgungen zurück gezahlt werden können, wenn sich die wirtschaftliche Situation der Darlehensnehmer verschlechtert. Wessen Vertrag derartige Klauseln enthält, der hat z.B. in der jetzigen Krise mehr Spielraum, auf finanzielle Engpässe zu reagieren. Für die Zukunft kann man darauf achten, solche Klauseln in die Verträge aufzunehmen.
Auch flexible Tilgungen können vereinbart werden. Grundsätzlich wird empfohlen, die anfängliche Tilgung so hoch wie möglich, mindestens aber auf 3 %, zu setzen, um die derzeitigen niedrigen Zinsen zu nutzen und möglichst schnell die Schuldsumme zu verringern. Dennoch sollte es vertraglich möglich sein, kostenfrei die Tilgung einen oder mehrere Monate auszusetzen oder in einer schwierigen finanziellen Situation vorübergehend oder dauerhaft zu verringern. Ein gangbares Konzept ist es beispielsweise, eine fixe, relativ niedrige Mindestrate zu vereinbaren, die auf jeden Fall gezahlt wird, und im Übrigen die Tilgungshöhe flexibel zu halten.
Wie schon vor der Corona-Pandemie gilt zudem: Je mehr Eigenkapital ein Darlehensnehmer einbringen kann, desto besser die Konditionen. Da es derzeit nicht absehbar ist, ob und wann die Zinsen wieder signifikant steigen werden, haben potentielle Käufer jedenfalls aus diesem Grund keine Eile.
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