Immer mehr Deutsche verbinden einen Sommerurlaub im Süden Europas mit einer Autoreparatur, denn dort ist es oft günstiger als zu Hause. So kostet die dreischichtige Metallic-Lackierung einer kompletten Seite in Split, Kroatien gerade einmal 547 Euro, in Deutschland liegen Kostenvoranschläge von 800 Euro (allerdings bei Schwarzarbeit) über 1.000 Euro bis zu 1.500 Euro bei Fachbetrieben vor.
Die Ersparnis kann also zwei Drittel gegenüber den deutschen Kosten betragen. Fast täglich lassen daher in manchen Ferienregionen ausländische Kunden ihre Autos reparieren. Der Reparatur-Tourismus ist schon so weit entwickelt, dass manche Fachwerkstätten schon gar keine spontanen Aufträge mehr annehmen, die Terminvereinbarung vorab per E-Mail ist keine Ausnahme.
Auch das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ), das aus EU- und Bundes-Mitteln finanziert wird und Verbraucher berät, die mit grenzüberschreitenden Problemen zu kämpfen haben, sieht die Reparatur im europäischen Binnenmarkt positiv. Zwar könne dort auch immer gepfuscht werden, dies sei aber auch in der Werkstatt zu Hause möglich. Ein großer Unterschied dabei sei jedoch die Distanz. Bei Mängeln besteht zwar ein Gewährleistungsanspruch, allerdings ist fraglich, wie sich dieser auf der Distanz durchsetzen lässt. Der Monteur muss nicht zwingend eine E-Mail auf Englisch verstehen und wenn sich die Werkstatt weigert, nachzubessern oder eine Gutschrift zu erstellen, wird es teuer. Für das wahrscheinlich langwierige Verfahren fallen Kosten für einen Gutachter, Übersetzer und Rechtsanwälte an, wodurch der vormalige Spareffekt aufgefressen oder im schlimmsten Fall sogar umgekehrt werden kann.
Der ADAC rät bei Auslandsreparaturen daher zur Vorsicht. Auch praktische Probleme können auftreten, beispielsweise wenn der Auftrag nicht innerhalb der Urlaubszeit beendet werden kann. Gerade bei einer Panne oder einem Unfall treten Beschwerden auf, wenn die Urlauber aus der Notsituation heraus erst einmal alles akzeptieren, um wieder nach Hause zu kommen. Sie sollten vor der Beauftragung eine Zweitmeinung einholen. Einfache Ausbesserungen wie Spiegel austauschen, Heckspoiler montieren oder die Tür lackieren sind da problemloser als technische Reparaturen.
Das EVZ hat daher am Beispiel von Frankreich einen Leitfaden herausgegeben, der als pdf-Datei herunterladen werden kann ("Sein Fahrzeug in Frankreich reparieren lassen"). Hierin wird unter anderem empfohlen, immer einen Kostenvoranschlag ("Devis") erstellen zu lassen, bevor der schriftliche Auftrag ("Ordre de réparation") erteilt wird. Zu beachten ist auch, dass in Frankreich für nicht abgeholte Fahrzeuge Standgebühren verlangt werden. Dies ist eine Maßnahme gegen die kostenlose Entsorgung von Autos in den Werkstätten. Weiterhin wurde eine kostenlose App entwickelt ("Mit dem Auto ins Ausland"), in der die EVZ rechtliche Fragen für alle EU-Länder sowie Island und die Schweiz beantwortet. Die App benötigt keine aktive Internet-Verbindung, so dass sie auch offline im Ausland genutzt werden kann, ohne dass Roaminggebühren anfallen.