Mit dem Leipziger Urteil zum Thema Fahrverbote für Diesel könnten viele kleine Handwerker und große Lieferbetriebe große Probleme bekommen, solange sie noch einen Diesel fahren, der von den geplanten Sperrungen betroffen sein könnte. Sorgenfrei könnte dagegen mit einem elektrischen Lieferwagen gelebt werden. Allerdings gab es bisher fast keine. In Ermangelung eines Angebots baute sich die Post den rein elektrischen Streetscooter mehr oder weniger selbst.
Nun tritt jedoch deutsche Konkurrenz in Gestalt von Mercedes-Benz auf. Der Vito wurde elektrifiziert und wird ab Sommer für 47.500 Euro (inklusive Mehrwertsteuer) verkauft. Auch der größere Sprinter, dessen neueste Generation kürzlich in Duisburg Weltpremiere hatte, kommt im nächsten Jahr als reiner Stromer. Der E-Vito kann schon seit November bestellt werden. Der erste Kunde, Logistiker Hermes, wird 1500 Fahrzeuge (auch E-Sprinter) abnehmen.
Dabei wird der elektrische Lieferwagen mittels der Wallet-Box in knapp sechs Stunden geladen. Das Laden an einer herkömmlichen Steckdose dauert doppelt so lange. Eine Normreichweite von 150 Kilometer gilt bei Mercedes-Benz als ausreichend, vor allem für Liefer- und Verteildienste, die Tag für Tag in der Stadt die selben Strecken fahren und sehr gut planen können. Doch schnelles Laden in 45 Minuten ist schon in Vorbereitung.
Derzeit werden letzte Wintertests mit dem E-Vito in Nordschweden gefahren, da sich der neue Stromer auch bei wirklich jedem Wetter bewähren muss. Doch weil auch die nordschwedischen Winter nicht mehr das sind, was sie einmal waren, und weil Ingenieure für ihre Messreihen konstante Temperaturen brauchen, wurden die Vitos auch in Kältekammern getestet, in denen es bis zu minus 25 Grad Celsius kalt ist. Zwar wird es im Vito nach einer Nacht in dem Temperaturbereich überraschend schnell warm im Wagen, doch die angezeigte Reichweite ist enttäuschend: Nur 73 Kilometer stehen auf dem Display, trotz voller Ladung. Dies liegt daran, dass sich bei Minusgraden die chemischen Prozesse innerhalb der Akkus verlangsamen.
Dennoch werden für den E-Vito mindestens 100 Kilometer versprochen, auch unter schlechten Bedingungen. Dabei sollen 150 Kilometer die Norm sein, und wer es darauf anlegt und mit 70 km/h über die flache Autobahn schleicht, kommt möglicherweise auch 200 Kilometer weit. Bei einer Laufleistung von je 25.000 Kilometer in 3 Jahren und günstigem Industrie-Strom ist der E-Vito interessant.
Bei Mercedes-Benz rechnet man jetzt mit einer steigenden Nachfrage, schließlich sei der E-Vito von den Kosten her seinem Diesel-Pendant ebenbürtig. Dazu kann vom Preis auch noch 4000 Euro Förderung abgezogen werden. In Baden-Württemberg können Unternehmer außerdem zusätzlich 6000 Euro vom Land erhalten. Diese Subvention spricht Taxiunternehmen, Fahrschulen, Pflegedienste, Lieferdienste und auch für Car-Sharing-Anbieter an.