Vielerorts gelten Privatschulen als hochwertigere Bildungsstätte und Sprungbrett für ein internationales Studium und Karriere. Diese Hoffnung scheinen auch rund neun Prozent aller Privatschüler in Deutschland zu teilen, wie eine Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) zeigt. Seit 1992 hat sich diese Zahl der Schüler an Privatschulen nahezu verdoppelt. Die Eltern müssen für den Unterrichtsbesuch ihrer Kinder 170 bis 300 Euro monatlich zahlen.
Doch nach der Studie der FES sind Privatschulen nicht unbedingt besser als Öffentliche. Mit Blick auf die erlernten Kompetenzen unterscheiden sich die Schüler privater und öffentlicher Schulen jedoch kaum voneinander. Obwohl sich die guten Ergebnisse beim Lesen und bei der Rechtschreibung im Fach Deutsch sowie beim Leseverstehen im Fach Englisch ähneln, schneiden die Privatschüler im Hörverstehen in Englisch und beim Zuhören in Deutsch besser ab. Möglicherweise seien diese Leistungsvorteile durch außerschulische Aktivitäten begründet, beispielsweise durch häufigere Auslandsaufenthalte.
Die objektiv betrachtet besseren Leistungen der Privatschüler sollen jedoch an der Zusammensetzung der Schülerschaft. So ist der Anteil von Mädchen und Kindern aus bildungsnahen Familien an Privatschulen höher als an öffentlichen Schulen. Diese Gruppen sind generell leistungsstärker. Doch werden diese Faktoren herausgerechnet, besteht kaum noch ein Unterschied zwischen der Schulform und der Leistung.
Zwar hätten die Privatschulen an Bedeutung gewonnen, doch im Vergleich zu Ländern wie den Niederlanden, wo etwa 70 Prozent aller Schüler in Privatschulen unterrichtet werden, sind Privatschulen in Deutschland derzeit noch immer eher die Ausnahme als die Regel. Problematisch an der Schulversorgung der freien Träger ist, dass Privatschulen einerseits die Vielfalt des Schulangebots fördern, aber andererseits auch zur sozialen und ethnischen Abgrenzung der Schüler beitragen. Den jungen Menschen unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft fehle dort das Verständnis füreinander, wenn sie keine gemeinsamen Erfahrungen machen konnten.
Schon Ende der Neunzigerjahre wurden Studien zu dem Thema veröffentlicht, doch da dort ausschließlich Noten als Indikatoren für die an privaten und öffentlichen Schulen erzielten Leistungen herangezogen wurden, sei eine neue Studie mit mehreren Faktoren, wie etwa die Herkunft, Geschlecht und den sozioökonomischen Hintergrund der Eltern erforderlich, um präzise Ergebnisse zu erzielen. In der aktuellen Studie wurde dies mithilfe von Zwillingspärchen getan. Dazu wurden Schüler privater und öffentlicher Schulen mit einem ähnlichen Hintergrund verglichen.