Eine Studie, die im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung etwa 400 Nachhilfeanbieter befragt hatte, fand heraus, dass in rund vier von zehn Nachhilfeeinrichtungen kein einziger ausgebildeten Lehrer beschäftigt ist und gut zwei Drittel sogar sämtliche Kurse von nebenberuflichen Honorarkräften unterrichten lassen. Da es für Nachhilfeinstitute weder gesetzliche Qualitätsstandards gibt, noch die Schulaufsicht für sie zuständig ist, unterliegen sie nur dem Gewerberecht. Es gibt zwar freiwillige Zertifikate, beispielsweise vom TÜV Rheinland oder vom Deutschen Institut für Gütesicherung, aber der Großteil der befragten Institute - 70 Prozent - sind nicht zertifiziert. Ein Studienleiter warnt vor einem „riesigen, intransparenten Markt“. So geben Eltern in Deutschland rund 900 Millionen Euro jedes Jahr für die Nachhilfe von rund 1,2 Millionen Schüler im Alter zwischen 6 und 16 Jahren aus, fasst eine Elternbefragung der Bertelsmann Stiftung aus 2016 zusammen.
Der TÜV Rheinland führt, neben anderen Anbietern, freiwillige Zertifizierungen von Nachhilfeinstituten durch. Er prüft, wie gut die Einrichtung ausgestattet ist, wie groß die Gruppen sind und wie qualifiziert das Personal. Dabei darf die Gruppenstärke nicht größer als fünf Schüler sein und nur ähnliche Fächer gleichzeitig unterrichtet werden. Am besten sind die Lehrer bereits ausgebildet oder studierten auf Lehramt. Falls dies nicht der Fall ist, sollen die Institute erklären, warum die Lehrer dennoch geeignet sind.
Der Studienleiter fordert daher verbindliche Qualitätsstandards mit einheitlichen Prüfkriterien, ähnlich wie bei dem Zulassungsverfahren für Weiterbildungen, für das die Agentur für Arbeit verantwortlich ist. Damit könnten die Eltern sicher sein, dass ein angemessenes Leistungsniveau erreicht werde.
Außerdem kritisiert der Studienleiter die mangelnde Kooperation zwischen dem Nachhilfeunterricht und der Schule, „die ja Mitverursacher von Nachhilfe ist". Das gehe eindeutig zu Lasten der Nachhilfeschüler. Seiner Meinung nach könnten Ganztagsschulen das Problem lösen: "Dafür braucht es aber vor allem qualifiziertes Personal, das Lernprobleme erkennen kann und die Schüler gezielt fördert." Außerdem würden die Schüler so Hilfe bei Hausaufgaben bekommen und "wären dann um 17 Uhr zu Hause und müssten in ihrer freien Zeit nicht noch ins Parallelsystem Nachhilfe". Außerdem läge die Nachhilfe dann in der öffentlichen Verantwortung, wodurch auch die Qualität sichergestellt werden könnte. Das könne jedoch noch dauern, so der Studienleiter.
Wer sein Kind schon jetzt zur Nachhilfe schicken will, dem rät der TÜV Rheinland, sich ein persönliches Bild von der Einrichtung zu machen. Eltern sollten sich über die Qualifikation der Lehrer erkundigen und die Gruppengröße geprüft werden. Seriöse Institutionen würden kostenlose Probestunden anbieten.