Rund zwei Jahre nachdem die ersten Willkommensklassen in Deutschland für bis zu 300.000 Flüchtlingskinder eingerichtet wurden, fühlen sich die Lehrer noch immer überfordert und klagen über fehlende Konzepte. Von der Schulleitung und Politik fühlen sie sich alleingelassen. Auch die oft eingesetzten Seiteneinsteiger in den Willkommensklassen, die eine Ausbildung in „Deutsch als Zweitsprache“ haben, müssen den Unterricht ohne weitere Unterstützung selbst gestalten. Und auch der Deutschen Philologenverband sieht erhebliche Probleme bei der Integration und fordert mehr staatliche Unterstützung. Im Gegensatz zu anderen Schulfächern gebe es für diese Willkommensklassen keinen gesonderten Lehrplan und die Schulen blieben mit der Aufgabe auf sich allein gestellt. Dabei seien gerade die Übergänge von der Willkommensklasse in die reguläre Schulklasse sehr schwierig, wenn hier erwartet werde, dass die Schüler ohne besondere Förderung weiterkommen, sorgt sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Bundesweit werden zehntausende Flüchtlingskinder in diesen Willkommensklassen unterrichtet, allein 12.000 von ihnen in Berlin. Dort gibt es etwa 1100 dieser Vorbereitungsklassen mit je zwölf Schülern, die dort Deutsch lernen. Nach einem Jahr wechseln die Schüler in reguläre Schulklassen, es sei denn, es wird eine Verlängerung beantragt. Doch Bundesweit gibt es keine einheitliche Vorgehensweise, um die Kinder aus Flüchtlingsfamilien in den Fachunterricht zu bringen. Nicht einmal innerhalb eines Bundeslandes gibt es eine Richtschnur, so muss jede Schule nach eigenen Wegen suchen.
Aktuell können zwar 60 Prozent der Kinder im Grundschulalter schon nach weniger als sechs Monaten in die Regelklassen wechseln, doch ob sie im Unterricht dann auch mithalten können, wurde nicht untersucht. Ebenso wenig wurde untersucht, wie viele dieser Kinder schließlich den Übergang auf ein Gymnasium schaffen, selbst eine Sekundarschule sei schon schwer zu erreichen. So würden die Willkommensklassen zunehmend zu Sackgassen zu einem Leben ohne den Mittleren Schulabschlusses (MSA).
Doch nicht nur die fremde Sprache hindert viele Schüler an einem schulischen Weiterkommen. Auch die persönliche Vorgeschichte der Kinder, die im Krieg aufgewachsen sind, ihre Familie verloren haben oder schwer traumatisiert in die Schule kommen, bedarf einer sozial- oder sonderpädagogischen Betreuung, die jedoch nicht an allen Schulen angeboten wird. Dazu kommt, dass die Vorschriften hierfür eng bemessen sind. Um einen besonderen Förderbedarf feststellen zu können, muss der Schüler erst mal ein Jahr zur Schule gehen.