Die kleine Scheckkarte, die die jeder Versicherte in Deutschland von seiner Krankenkasse bekommt, könnte theoretisch Röntgenbilder anzeigen, Rezepte abspeichern, Diagnosen und Arztbriefe dokumentieren, oder sogar als elektronische Patientenakte fungieren, doch der Ausbau der Infrastruktur hierfür hakt in Deutschland nach nunmehr elf Jahren nach der Einführung noch immer. Nahezu nichts von den technischen Möglichkeiten der elektronischen Gesundheitskarte wird bisher genutzt. So gibt nun die AOK Bayern zu bedenken, es sei „unsicherer denn je, wann die Gesundheitskarte die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt“. Möglicherweise werde die Bundesregierung die E-Card nach der Bundestagswahl für gescheitert erklären, heißt es aus Kreisen hochrangiger Mitarbeiter von Ärzteverbänden und gesetzlichen Krankenkassen.
Das würde bedeuten, dass die Plastikkarte nichts weiter als ein ziemlich teurer Versicherungsnachweis mit Foto bleibe, auf dem Adresse, Anschrift und Versicherungsnummer des Patienten gespeichert sind. Die Innungskrankenkassen hatten berechnet, dass die Einführung der Karte bis heute knapp 1,7 Milliarden Euro gekostet habe und dennoch nicht einmal auf dem neuesten Stand der Technik sei. Trotzdem sollen Verbände von Ärzten, Krankenkassen, Kliniken und Apothekern die Gesundheitskarte weiter verbreiten, da sie über die Trägergesellschaft Gematik den gesetzlichen Auftrag dafür hätten.
Noch im Herbst 2004 hatte die Bundesregierung ihr Leuchtturmprojekt angekündigt. Innerhalb von zwei Jahren solle die elektronische Gesundheitskarte zahlreiche neue Möglichkeiten für den Austausch medizinischer Daten schaffen. Anfang Juni dieses Jahres hatte Gematik angekündigt, die Auslieferung der notwendigen technischen Ausrüstung gehe in die letzte Phase. Dennoch beinhaltet die Karte bis heute weder eine digitale Arzneiliste, noch den angekündigten Notfalldatensatz. Bemerkenswert: Auch wenn alle diese Daten auf der Karte gespeichert wären, könnten viele Arztpraxen diese Daten nicht auslesen, da sie nicht über die hierfür notwendigen Konnektoren verfügen. Der Bundestag hat der der Gematik nun Fristen gesetzt und mit Strafzahlungen gedroht, um diesen Prozess zu beschleunigen. Auch die Ärzte müssen mit finanziellen Einbußen rechnen, wenn sie ab 2018 an nicht teilnehmen, obwohl die technischen Voraussetzungen dafür vorliegen. Die Schuldigen an der der Verzögerung sollen die beteiligten Industriefirmen sein, die jedoch entsprechende Vorwürfe zurückweisen. T-Systems erklärte hierzu, dass technische Anforderungen mehr als 150 Mal geändert worden wären, doch nun sei die Industrie "auf der Zielgeraden“ und gerade werde "die weltweit bestgeschützte öffentliche Infrastruktur für das Gesundheitswesen" entwickelt.