Das Kultusministerium und die -ministerinnen der Länder stehen vor einer großen Herausforderung: Die Welt digitalisiert sich. Auf diesen Kulturwandel müssten die Schüler eigentlich vorbereitet werden, aber das deutsche Bildungssystem ist hierfür zu träge. Zwar gibt es Musterschulen, an denen zu einem gewissen Teil das gelebt wird, was eigentlich längst Standard sein müsste, doch dies basiert meist auf Eigenleistung der Schulleitung oder engagierter Lehrer.
Dabei mangelt es zunächst an der Ausstattung der Schulen. Nicht immer funktioniert das Wlan, wenn es denn überhaupt an der Schule vorhanden ist. Die Computer sind zumeist aussortierte, veraltete Rechner, die den ansteigenden Anforderungen nur noch bedingt gerecht werden. Im Kontrast dazu werden mitunter vom forschen Landrat vorschnell für alle seine Schulen interaktive Whiteboards bestellt, aber leider ohne dies vorher mit den Schulleitern zu besprechen. So warten viele dieser teuren Geräte in den Schulkellern auf ihren Einsatz. Mitunter entscheidet auch der IT-Fachmann der Stadt, welche Systeme für die Schulen der Kommune gekauft werden. In Unternehmen gibt es dafür oft eine eigene Abteilung, die sich um die Anschaffung und Wartung der Geräte kümmert. In den Schulen wird die Wartung den Lehrern überlassen, was diese nicht selten in ihrer Freizeit erledigen müssen.
Dabei ist eine digitale Spaltung ebenso zu vermeiden. Während sich Eltern im Münchener Raum ein Ipad wohl problemlos leisten können, ist das nicht in allen Regionen Deutschlands möglich. Mit dem Calliope-Projekt, einer Initiative, die von der deutschen Internetbotschafterin der EU angeführt wird, werden dank Sponsoren wie Google die sternförmige Minirechner-Platinen sogar an Schulen verschenkt. Fraglich ist jedoch, ob es denn nicht problematisch ist, wenn der mächtige Datensammler Google nun auch noch die Finger auf Grundschulkinder ausbreitet.
Obwohl die Bundesbildungsministerin Wanka eine fünf Milliarden Euro schwere Digital-Bildungsoffensive des Bundes ankündigte, ist nicht klar, wieviel und wann Geld fließt. Möglicherweise ist das aber auch gerade gut so, denn es fehlen die didaktischen Konzepte, wie die Kinder auf die digitalisierte Welt vorbereitet werden sollen. Mit entsprechenden Konzepten könnte aber entschieden werden, welche Ausstattung die Schulen wirklich bräuchten. Daneben müssten auch die Lehrer dementsprechend ausgebildet werden. Im Wesentlichen ist sich die Politik auch hierüber einig und doch geht jedes Bundesland in Sachen Digitalisierung seinen eigenen Weg. Dabei könnte ein bundesweit einheitliches Programm den oben skizzierten Aufgaben halbwegs gerecht werden.