Der Deutsche Lehrerverband kritisiert die sinkenden schulischen Anforderungen im deutschen Bildungssystem. In der Masse an Einser-Abiturienten könnten die wirklich herausragenden Schüler gar nicht mehr erkannt werden.
Zwar hatte seinerzeit die Pisa-Studie die Leistungsdifferenz zwischen den Schülern der einzelnen Bundesländer deutlich gemacht und gezeigt, dass 15 Jahre alte Schüler im Bundesland Bremen hinter gleichaltrigen Schülern in Bayern oder Sachsen im Fach Deutsch um ganze zwei Jahre hinterher waren, doch dürften diese Unterschiede nicht dauerhaft akzeptiert werden. Leider fehle Politikern der Mut, mehr Leistung einzufordern und zu sagen: „Das nächste Abitur muss wieder schwerer werden“.
Bereits Ende 2016 wurde vom Deutschen Lehrerverband im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisiert, dass die Politik nur schöne Bilanzen präsentieren will und daher die Ansprüche an die Schüler stark gesenkt habe. So habe, „wenn eines Tages alle Abitur haben, keiner mehr Abitur.“
Mit weniger Sitzenbleibern, mehr Abiturienten, mehr gute Abiturnoten und weniger Schulabbrechern seien die Politiker in der Vergangenheit scheinbar der einfachste Weg gegangen, um bei den Menschen Zufriedenheit mit dem Bildungssystem herzustellen. Dieses Ziel lasse sich „unabhängig von Leistung“ am schnellsten erreichen, wenn Schulen schlecht dastünden, wenn sie viele Sitzenbleiber hätten. So gebe es informelle Vorgaben an manche Schulleiter, die Anforderungen zu senken und weniger Schüler durchfallen zu lassen. Doch eigentlich hätte ein anderer Weg gegangen werden müssen: Was kann ich machen, um die Leistungen der schwächeren Schüler anzuheben?
Leider habe sich dies auch bei der Einführung des G8-Gymnasiums in Bayern gezeigt. Vor Sorge wegen schlechteren Abiturschnitten habe die Politik die Anforderungen gesenkt. So wurde etwa die mündliche Prüfung aufgewertet, was nach Ansicht des Lehrerverbands „natürlich genau der falsche Weg“ gewesen sei. Es sei nicht so, „dass die Schüler heute nichts mehr können“, doch für eine Leistung, für die man vor zehn Jahren die Note 2 bekommen hätte, bekämen Schüler heute eben häufig eine 1. Mit dem neuen G9-Gymnasium bestünde nun wieder die Chance, diese Entwicklung zu ändern.