Seit dem Jahr 2011 absolvierten die bayerischen Schüler ihr Abitur nach nur acht statt neun Jahren Gymnasium. Damit ist nun Schluss. Vor allem Eltern kritisierten, dass die G 8-Schüler schlechter im Abitur abschnitten, dass ihnen Sozialkompetenzen fehlten und sie dadurch ungenügend auf das Studium vorbereitet würden. Die verkürzte Zeit auf dem Gymnasium machte tatsächlich vielen Schülern zu schaffen: Schon in den unteren Jahrgangsstufen war der Druck sehr hoch. Nach aktuellen Statistiken waren die Abiturergebnisse der beiden Schulformen jedoch vergleichbar. Etwa ein Drittel der G 8-Absolventen schlossen die Schule mit der Note „sehr gut“ ab.
Obwohl die Bildungspolitiker der CSU-Landtagsfraktion, damals noch unter Ministerpräsident Horst Seehofer, Kultusminister Ludwig Spaenle und Fraktionschef Thomas Kreuzer, sich intensiv des Themas annahmen, war 2017 auch nach Monaten zäher Debatten noch immer nicht entschieden, ob und wie eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium gelingen könnte.
Die Politiker hatten eine Reihe von Fragen, die das Kultusministerium schriftlich beantworten sollte. So sollte das Kultusministerium unter anderem klären: Welche Folgen hat ein G 9-System für andere Schularten? Zieht es noch mehr Kinder auf die Gymnasien und schwächt es die Realschulen?
Wie soll es funktionieren, Kindern mehr (Frei-)Zeit zu geben, gleichzeitig aber mehr Stoff in den Lehrplan zu packen? Oder soll der Inhalt des G 8 einfach auf neun Jahre gestreckt und das Abitur verwässert werden?
Bis Ostern 2017 wollte die CSU ein Eckpunktepapier vorlegen und noch vor der Sommerpause auf der Basis dieses Papieres einen Gesetzentwurf; verabschiedet hätte das Gesetz bis zum Sommer sein sollen. Trotz der Kritik der Opposition von Freien Wählern, SPD und Grünen an der erneuten Verzögerung dauerte es schließlich bis zum Dezember 2017, bis der bayerische Landtag das Gesetz für das G 9-System beschlossen hatte.
Ab dem Schuljahr 2018/2019 kehrt Bayern damit zum G 9-System zurück.
Die Kosten für die Rückkehr könnten für 1.000 zusätzliche Lehrerstellen mit jährlich 100 Millionen Euro zu veranschlagen sein; die Kosten für notwendige Baumaßnahmen könnten bis zu 500 Millionen Euro betragen.
Die CSU warnt allerdings, das Thema Gymnasium in der derzeitigen Debatte nicht isoliert zu betrachten. Andere Schularten dürften nicht vernachlässigt werden. Es werde ein komplettes Bildungspaket für diese Legislaturperiode benötigt. So sollen Förder-, Berufs- und Mittelschulen finanziell besser ausgestattet werden.
Ein neuer Lehrplan oder eine Reform wie am Gymnasium sei jedoch nicht zu erwarten.