Der Generalinspekteur der Bundeswehr nimmt die Verteidigungsministerin von der Leyen gegen Kritik in Schutz, die kürzlich erklärt hatte, dass die Bundeswehr ein grundsätzliches Haltungs- und Führungsproblem habe. Mit der Affäre um den terrorverdächtigen Oberleutnant und ein mögliches Netzwerk rechtsgesinnter Verbündeter in der Truppe gerät die Bundeswehr in den Fokus der Öffentlichkeit.
Schon jahrelang würden rechtsextreme Auswüchse in der Bundeswehr unterschätzt und teilweise sogar ignoriert. So seien die beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) erfassten rechtsextremen Verdachtsfälle seit Jahren rückläufig, möglicherweise habe damit einhergehend die Sensibilität ein wenig abgenommen, so ein General.
Parteikollege und früherer Verteidigungsminister Volker Rühe dagegen übt Kritik an von der Leyen. Sie habe auf die rechtsextremen Auswüchse in der Bundeswehr falsch reagiert, denn es sei „völlig unangemessen und absurd, die ganze Bundeswehr unter einen Wehrmachtsverdacht zu stellen". Dieses „Zerrbild der Bundeswehr“ habe auch innerhalb der Truppe einen „immensen Schaden“ angerichtet.
Mit Kopfschütteln wird stellenweise die „Unbedarftheit“ bezeichnet, mit der die Ermittlungsbehörden den potenziellen Opfern begegnen. Ihr Name war auf einer der Listen, die die Polizei bei den des Rechtsterrors verdächtigen Bundeswehrsoldaten fanden. Der Vorgang sei "inkompetent, undurchsichtig und fachlich blamabel", wie gesagt wird. Der ebenfalls auf einer Liste vermerkte Muslim erklärte, dass nach dem sogenannten Sicherheitsgespräch mit dem Staatsschutz mehr Angst als zuvor bei seinen Mitarbeitern herrsche und inzwischen einige der Mitarbeiter nun nicht mehr zur Arbeit kämen. Auch eine auf der Liste vermerkte Politikerin spricht von einer neuen Qualität der Bedrohung. Es wäre hier nicht um eine Drohung gegangen, sondern um „klarstellende Absichten, die in Morden hätten enden können“. Es wird daher vom Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses gewünscht, dass er die Büros besser schützen lässt.
Seit Ende April sitzt ein Oberleutnant, der sich monatelang als syrischer Flüchtling ausgegeben und offenbar ein Attentat geplant hatte, in Haft. Dabei sollte mit der fiktiven Identität der Verdacht auf Asylbewerber gelenkt werden. Außerdem sitzt auch ein Student in Haft, der „aus einer rechtsextremistischen Gesinnung heraus" eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet haben soll.