Polizeiarbeit im Internet ist in vielen Ländern bereits fest in den Arbeitsalltag der Ordnungshüter integriert. In Deutschland sind Polizisten grundsätzlich dafür, insbesondere in Sozialen Medien für mehr Sicherheit zu sorgen. An der Zeit zur Umsetzung und der nötigen Qualifikation fehlt es den meisten Beamten aber noch.
Ziel der virtuellen Patrouille ist es dabei nicht, den Bürgern bei deren Online-Aktivitäten hinterher zu spionieren und so eine Art Überwachungsstaat zu generieren. Vielmehr sollte die Polizei auch im Internet für ihre Bürger erreichbar sein und an kritischen Orten wie sozialen Medien eine gewisse Präsenz zeigen. So haben deutsche Polizeibehörden in Deutschland bisher kaum Accounts bei den großen sozialen Plattformen wie Facebook, Twitter oder Youtube. Die wenigen Accounts von offiziellen Stellen sind dabei mit dem Hinweis versehen, dass auf ihnen keine Hilfe angeboten werden kann und man sich doch lieber an die Notrufnummer wenden solle. Gerade hier haben die Ermittler aber die Möglichkeit, mit der Jugend in Kontakt zu kommen. Dabei geht es nicht nur um Fälle von Missbrauch und Pädophile sondern auch um Beleidigungen und Drohungen oder Cybermobbing.
So hat die Polizei in Helsinki bereits seit Jahren einige seiner Beamten abgestellt, die virtuelle Wachen auf verschiedenen Plattformen betreuen über die regelmäßig Meldungen eingehen. In England nutzt die Polizei Internetpräsenzen in sozialen Medien, um regional über ihre Aktivitäten zu informieren und Fahndungsfotos, Suchmeldungen oder Warnungen herauszugeben. Die Fahndungserfolge durch Rückläufe aus der Community und die breite Akzeptanz in der Bevölkerung geben dem Konzept Recht. Die Niederlande betreiben eine virtuelle Wache in einem Online-Spiel, in der eine Figur als Polizist erkennbar sitzt und den dort aktiven Kindern als Ansprechpartner dient. Nimmt ein Kind Kontakt zur Spielfigur auf, so antwortet ihm ein realer Polizeibeamter und kümmert sich um Probleme der jungen Spieler.
Auch deutsche Polizisten sind grundsätzlich für mehr Präsenz im Internet und sehen klare Vorteile. Hierzulande stehen dem Einsatz der Beamten im virtuellen Raum jedoch noch etliche Gesetze im Weg. So gibt es Bedenken seitens des Bundesdatenschutzbeauftragten und der Linkspartei. Hinderlich ist auch das Prinzip, dass Beamte in Deutschland jedem Verdacht einer Straftat nachgehen und an die Staatsanwaltschaft weitergeben müssen. Handlungsspielraum gibt es für die Polizisten keinen, bei Unterlassung würden sie sich der Strafvereitelung im Amt strafbar machen. Eine Änderung nach der beispielweise eine Beleidigung keine Straftat sondern lediglich eine Ordnungswidrigkeit wäre, würde den Beamten wesentlich mehr Freiheit lassen und somit auch die virtuelle Streife in Deutschland vereinfachen.
Ein Problem der fehlenden Präsenz der deutschen Polizei in den sozialen Medien ist allerdings, dass andere, ausdrücklich als inoffiziell gekennzeichnete, Accounts entstehen, die diese Lücke füllen. Sie informieren über das Vorgehen der Polizei, weisen aber auch auf Vergehen hin und rücken so nah an den Rand der Selbstjustiz. Die Polizei hat wenig Kontrolle über diese Kanäle, die sich großer Beliebtheit erfreuen und mehrere zehntausend Follower ausweisen.