Gemeinsam mit seiner Frau, der Informatikerin Diana Knodel, hat Politikwissenschaftler Philipp Knodel das Start-up „App Camps“ gegründet, das kostenlos Lehrmaterial für den Informatikunterricht zum Download anbietet. Schließlich lehren in deutschen Schulen keine Informatiker den Kindern den Umgang mit Computern, sondern oftmals Lehrer, die eigentlich andere Fächer studiert haben.
Damit dauere es auch länger, den Informatikunterricht in Deutschland auszubauen und modern zu gestalten. So werde vor allem diskutiert, ob Informatik Pflichtfach werden soll oder nicht, viel weiter gehe die Diskussion nicht, stört Peter Hubwieser, Professor für Didaktik der Informatik an der TU München. Doch Informatikunterricht sei wichtig, um eine Hightech-Nation bleiben zu können.
Daher ist das Material darauf ausgelegt, dass Lehrer nur wenig machen müssen. Das Wichtigste steht auf Lernkarten zum Ausdrucken, mit denen die Schüler eigenständig arbeiten sollen. Sie entscheiden dann selbst, wie schnell sie arbeiten und wie viel Anleitung sie brauchen. Videos erklären die Aufgaben und Softwareentwickler erzählen von ihren Jobs. Tauchen technische Probleme auf, können die Lehrer im Troubleshooting nachschauen - einem Verzeichnis der häufigsten Fehler - und im Notfall helfen sogar die Knodels im Chat. Die Entwickler können schnell auf technische Veränderungen reagieren, weil alles online läuft. "Wir brauchen vier bis sechs Wochen für einen neuen Kurs", sagt Diana Knodel. Ein Schulbuchverlag kann damit nicht mithalten. "Vom technischen Fortschritt her könnten wir unsere Bücher jedes Jahr aktualisieren", sagt Georg Wierichs, Verlagsleiter des Ernst Klett Verlags.
Daneben wird Lehrmaterial zum Programmieren von Homepages und zum Erlernen von Scratch, einer Programmiersprache für Kinder, angeboten. Schon im Mai soll es eine Einheit zum Minicomputer Calliope geben. Weitere Einheiten zu Fake News und Social Bots sind schon in Planung.
In Amerika lernten Knodels im Silicon Valley, wo sie ihre Elternzeit mit dem ersten Kind verbrachten, ein Programm vom Massachusetts Institute of Technology kennen, mit dem schon Kinder Apps programmieren können. Zurück in Deutschland warben sie um Fördergelder, kündigten ihre Jobs als Softwareentwicklerin und wissenschaftlicher Mitarbeiter und mieteten ein Büro im Hamburger Betahaus, um das Start-up zu gründen. Zwischenzeitlich gehören auch ein Entwickler, mehrere Werkstudenten und freie Mitarbeiter zum Team. Letztes Jahr gewannen sie sogar die Google Impact Challenge und damit eine Viertelmillion Euro. Weitere Förderung erfährt das gemeinnützige Projekt auch durch die Körber-Stiftung.