Der deutsche Verbraucher musste für den Bau von Windparks in Nord- und Ostsee zuletzt tief in die Tasche greifen, denn die Investoren ließen sich die riskanten Großprojekte durch eine besonders hohe Einspeisevergütung nach dem Ökostromgesetz EEG bezahlen.
Über ihre Stromrechnung zahlten die Verbraucher im Schnitt zwölf Cent pro Kilowattstunde aus den Meereswindparks. Dieser Preis liegt aber deutlich über der EEG-Vergütung von Windkraft an Land oder Solarenergie mit nur rund acht Cent pro Kilowattstunde. Die Offshore-Branche konnte in den vergangenen Jahren so einen steigenden Anteil an den Kosten von insgesamt 22 Milliarden Euro erreichen, die die Verbraucher jährlich für die Energiewende bezahlen mussten.
Doch jetzt stellt sich die Frage, ob die Förderung der Offshore-Windkraft in der Höhe überhaupt nötig war. Mit dem Ergebnis der ersten staatlichen Ausschreibung für Meereswindparks zeigte sich nämlich, dass die Planer künftig praktisch ohne jede Förderung Offshore-Windparks bauen können und wollen. So gewann der dänische Energiekonzern Dong drei der vier Projekte, die von der Bundesnetzagentur ausgeschrieben worden waren, mit einer Förderung von bis zu sechs Cent pro Kilowattstunde. Zwei andere Parks dagegen baut Dong günstiger. Ganz ohne Subvention kommt als einziges Angebot vom deutschen Energiekonzern EnBW, die damit den Zuschlag erhalten haben, den Windpark „He Dreiht“ mit einer Leistung von 900 Megawatt zu errichten. Somit gehöre „He Dreiht“ zu den weltweit ersten Offshore-Windparks ohne Förderung, freut sich EnBW-Chef Frank Mastiaux.
Das Ausschreibungsergebnis hat möglicherweise bahnbrechende Auswirkungen auf die Reform der Energiewende-Gesetze, die nach der Bundestagswahl im Herbst ansteht. Zunächst steht jedoch erst einmal die Offshore-Windindustrie unter Erklärungsdruck, warum die Branche jahrelang eine der höchsten Einspeisevergütungen nach dem EEG verlangte, wenn es offenbar auch völlig ohne Förderung geht. Dass ein Kostenvoranschlag von zwölf Cent pro Kilowattstunde in so kurzer Zeit auf Null Cent fällt, dürfte beispiellos sein. Zumindest ist das Ergebnis der ersten Ausschreibungsrunde ein Erfolg der Bundesregierung in ihrem Bemühen, die Kosten der Energiewende zu bremsen
Der frühere Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und sein Staatssekretär Rainer Baake hatten das System staatlich festgesetzter Einspeisevergütungen für Ökostrom durch Ausschreibungen ersetzt. Damit mussten sich auch die Planer von Solar- und Windparks in einem Kostenwettbewerb bewähren. Den Bauauftrag bekommt nun derjenige mit dem geringsten Beihilfe-Bedarf.