Im neuen Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler sind wieder zahlreiche Staatsausgaben aufgelistet, bei denen Deutschland aus seiner Sicht Steuergelder verschwendet. Im Bericht sind mehr als 118 Fälle von Steuerverschwendung durch Fehlplanungen, Nachlässigkeiten oder fragwürdige Projekte aufgeführt. Zwar lasse sich die Verschwendung nicht konkret beziffern, doch insgesamt seien es Milliardenbeträge, erklärt der Verband.
Erst jüngst wäre durch das unberechenbare Bundeswahlrecht, das durch seine komplizierte Verrechnung von Überhang- und Ausgleichsmandaten ein Katalysator für eine völlig überdimensionierte Mandatsproduktion ist, eine "Kostenlawine" entstanden. Der durch die Wahl vergrößerte Bundestag umfasst nun anstatt der gesetzlichen Mindestzahl von 598 Abgeordneten ganze 709 Sitze. Der "Bundestag XXL" koste nach Verbandsangaben den Steuerzahler 75 Millionen Euro mehr als ein Parlament mit der Regelgröße von 598 Mandaten. Eine Wahlrechtsreform mit einer Obergrenze für die Mandate im Deutschen Bundestag sei daher notwendig. Doch auch die Vergrößerung der Räumlichkeiten des Bundestages kosten fast 47 Millionen Euro, schätzt der Steuerzahlerbund die Mehrkosten wegen Pfusch bei der Erweiterung der Gebäude des Bundestages. Aufgrund eines Schadens an der Bodenplatte werde der Bau deutlich teurer und die Fertigstellung verzögere sich weit über das Planungsdatum hinaus. Außerdem entstünden durch die damit notwendigen Ersatzbüros weitere Kosten.
Daneben sei die elektronische Gesundheitskarte ein "skandalöses Beispiel" für Fehlschläge in der digitalen Verwaltung. Trotz der Kosten von 2,2 Milliarden Euro könne die Karte elf Jahre nach ihrer Einführung noch nicht richtig genutzt werden.
Konkreter und mitunter auch kurioser sind aber andere Einträge im Schwarzbuch. So würden die Städte Potsdam und Köln solarbetriebene Mülltonnen testen. Der "Solar-Presshai" komprimiere den Müll, sodass er seltener geleert werden müsse, doch eine dadurch erwartete Einsparung erfolge in der Praxis nicht. Die Kölner Stadtreinigung veranschlage sogar Mehrkosten in Höhe von 2.000 Euro pro Tonne. Außerdem werde für die 8.000 Euro teure Mülleimer auch mehr Wartung benötigt. Die Stadtverwaltung Potsdam habe laut dem Bericht sechs Hightech-Mülltonnen zum Stückpreis von 10.500 Euro angeschafft.
Aber noch teurer als die oben beschriebenen Mülltonnen soll ein Quartier sein, in das an der Ostseeküste Fledermäuse umgesiedelt werden sollen. Obwohl Experten bezweifeln, dass die Tiere das neue Zuhause annehmen werden, haben die Verantwortlichen rund eine halbe Million Euro dafür ausgegeben. Auch ein sieben Millionen Euro teurer Hochsicherheitsgerichtssaal in München wurde vom Steuerzahlerbund kritisiert. Dort wurde das Zimmer während des ersten Prozesstages für verhandlungsuntauglich erklärt, da es an Toiletten in den Vorführzellen gefehlt habe.