Seit Wochen steigen und steigen die Preise für Diesel und Benzin – Diesel mittlerweile auf ein Allzeithoch von über 1,45 Euro pro Liter. Auffällig für jeden, der die Preise an den Tankstellen beobachtet, ist zudem, dass die Bandbreite, in der die Preise im Laufe eines Tages schwanken, sehr viel größer geworden ist.
Tankstellen-Interessenverbände und Mineralölkonzerne werden nicht müde, zu betonen, dass das aktuelle Niedrigwasser auf Donau und Rhein und ein Raffinerie-Unfall im September bei Ingolstadt die Hauptpreistreiber seien. Tatsächlich können Tankschiffe bei den aktuellen Pegelständen nicht vollbeladen fahren, was die fein austarierten Logistikprozesse der Treibstoffproduzenten und -distributeure durcheinander würfelt. In einigen Regionen vor allem im Süden und Westen Deutschlands ist die Belieferung daher schwieriger geworden, zumal es dort keine Ausweichmöglichkeiten auf Pipelines gibt, wie z.B. in Nordrhein-Westfalen. Auf der anderen Seite senden die Rohöl- und Devisenmärkte derzeit die gegenteiligen Signale – dort sinken die Rohölpreise nämlich seit Wochen. Und akute Versorgungsengpässe gibt es auch nicht mehr, seit der Bund die Ölreserven freigegeben hat.
Interessenverbände der Autofahrer wie der ADAC vermuten deshalb, dass die Treibstoffproduzenten die derzeit tatsächlich schwierigere Versorgungslage ausnutzen, um unverhältnismäßig hohe Treibstoffpreise am Markt durchzusetzen und zu halten – trotz sinkender Einkaufspreise. Die Hersteller spielten mit der Angst der Menschen vor leeren Zapfsäulen. Auch der Staat verdient an den hohen Treibstoffpreisen mit – die Mineralölsteuer liegt zwar fix bei 65,45 Cent je Liter Benzin und 47,04 Cent für jeden Liter Diesel, die Mehrwertsteuereinnahmen steigen jedoch, je teurer der Treibstoff ist.
Um die Situation zu entspannen, wird derzeit erwogen, das Sonntagsfahrverbot für Tank-LKWs außer Kraft zu setzen. NRW hat als erstes Bundesland das Sonntagsfahrverbot für Tanklaster sofort aufgehoben, zunächst bis zum 31.05.2019. Auch viel weitreichendere Forderungen werden laut, z.B. nach einer länderübergreifenden Anpassung der Fahrrinne des Rheins, das heißt einer Rheinvertiefung. Dies sei im Hinblick auf künftige Niedrigwasserperioden, die durch die Klimaerwärmung in Zukunft wahrscheinlich häufiger würden, unausweichlich.
Dem gebeutelten Autofahrer hilft das im Moment jedoch nur wenig. Was er tun kann, ist vor allem: Auf die Benzinpreise im Verlauf des Tages achten. Erfahrungsgemäß ist das Tanken morgens zwischen 6:00 und 9:00 Uhr am teuersten; werktags nachmittags zwischen 15:00 und 17:00 Uhr und abends zwischen 19:00 und 22:00 Uhr ist es am billigsten. Auf Vergleichsportalen wie clever-tanken.de, tanke-günstig.de oder den Seiten des ADAC werden die Spritpreise in der Region minutengenau angezeigt. Außerdem werfen die aktuellen Preise auch die Frage nach dem Spritsparen noch einmal neu auf. Manche Wege lassen sich vielleicht doch per Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Es lohnt sich auch, den eigenen Wagen regelmäßig warten zu lassen – abgenutzte Zündkerzen, verstopfte Öl-/Luftfilter etc. erhöhen den Benzinverbrauch, ebenso Reifen mit zu niedrigem Reifendruck oder der Dauereinsatz von Klimaanlagen. Auch durch das eigene Fahrverhalten hat man Einfluss auf die Tankrechnung. Gleichmäßiges, tendenziell untertouriges Fahren verringert den Benzinverbrauch; schaltet eine Ampel auf Rot, sollte man frühzeitig vom Gas gehen. Schon ab 20 Sekunden Wartezeit – im Stau hinter Ampeln kommt man zwischen den Grünphasen problemlos auf eine solche Standzeit – lohnt es sich, den Motor ganz abzustellen. Nicht zuletzt lohnt es sich, das Auto ab und zu aufzuräumen und Unnötiges zu Hause zu lassen – jedes Stück Ballast erhöht die Kosten.