Von Anfang an war das Projekt „Baukindergeld“, das maßgeblich von CDU/CSU forciert wurde, um junge Familien beim Bau oder Erwerb eines Eigenheims zu unterstützen, Kritik ausgesetzt: Von Parteilichkeit der Politik zugunsten der gehobenen Mittelschicht auf Kosten der ärmerer Schichten bis zu völliger Ineffizienz in Bezug auf das gesteckte Ziel, die Eigenheimquote in Deutschland zu erhöhen, reichten und reichen die Vorwürfe.
Ein gutes Vierteljahr nach seiner Einführung ist zu verzeichnen, dass es zu Beginn zu einem Ansturm auf das Baukindergeld kam – die meisten Anträge, 7/8 nämlich, wurden aber bisher als Zuschuss für Bestandsimmobilien beantragt. Nur in 1/8 der Fälle bezuschusste das Baukindergeld tatsächlich einen Neubau. Die meisten Anträge kamen von Familien in ländlichen Regionen – in den Städten hat das Baukindergeld demnach bislang keine spürbaren Auswirkungen.
Verbraucherzentralen warnen nun davor, sich von dem mit großem medialem Aufwand eingeführten staatlichen Zuschuss zu finanziell riskanten Bauvorhaben verleiten zu lassen. Das Baukindergeld sei allenfalls ein Zuschuss; die Finanzierung dürfe sich aber nie darauf gründen. Zum Einen sei der Betrag von 12.000 Euro pro Kind über einen Zeitraum von 10 Jahren zwar in ländlichen Regionen, in denen die Immobilienpreise noch einigermaßen erschwinglich seien, ein merkliche Hilfe bei der Finanzierung – in den Ballungsgebieten und Großstädten, dort, wo die Belastung am höchsten ist, sei dieses Geld aber allenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein. Hinzu kommt, dass das Geld erst gezahlt wird, wenn die Familie bereits im Haus wohnt, nicht bereits in der Bauphase, in der es helfen könnte, z.B. die hohen Erwerbsnebenkosten zu begleichen.
Besorgnis weckt bei den Verbraucherschützern auch die Beobachtung, dass Banken und Bausparkassen das Baukindergeld als Verkaufsargument nutzen, um junge Familien, die sich ein Eigenheim ohne das Baukindergeld nicht leisten könnten, zu ködern. Daraus können sich gleich mehrere Probleme ergeben. Zum Einen ist die Förderung nach 10 Jahren beendet – zu dem Zeitpunkt, in dem oft auch die Zinsbindung ausläuft. Der Restschuldbetrag muss dann ohne den staatlichen Zuschuss und möglicherweise zu schlechteren Konditionen getilgt werden – Familien, die sich die Kredite nur gerade so leisten konnten, kommen dann schnell in Schwierigkeiten. Außerdem haben Familien, die so knapp kalkulieren, keinen Spielraum, auf unvorhersehbare Schwierigkeiten zu reagieren – Arbeitslosigkeit oder „reduzierte Arbeit“ z.B. wegen einer Geburt, Trennung / Scheidung und Krankheit gehören zu den Hauptursachen für Überschuldung in Deutschland.
Wer einen Immobilienbau oder -kauf plant, sollte daher realistisch kalkulieren, ob und wie die finanzielle Belastung langfristig tragbar ist. Einige Faustregeln sollte man bedenken:
Die Grundlage einer soliden Finanzierung ist Eigenkapital – gerade daran scheitern viele junge Familien. Etwa 20% des Kaufpreises sollte man auf der Seite haben, allein schon, um die Erwerbsnebenkosten (Grunderwerbsteuer, Makler- und Notargebühren, Grundbucheintragung etc.) nicht aus dem Baukredit zahlen zu müssen. Für die Tilgung geben die meisten Finanzierer einen gewissen Spielraum – in Niedrigzinsphasen lohnt es sich, wenn und solange man es sich leisten kann, eine höhere Tilgungsrate zu wählen und schneller abzuzahlen. Die finanzielle Gesamtbelastung durch die Immobile – das sind neben den Finanzierungskosten auch die Nebenkosten wie Wasser, Heizung, Müllentsorgung etc. – sollte nicht viel mehr als 40% des verfügbaren Nettoeinkommens betragen. Das ist natürlich eine Faustregel und abhängig von den persönlichen Lebensstandards und Präferenzen – sparsame Menschen können möglicherweise auch mit höheren Belastungen leben. Für die Finanzierung sollte genau durchgerechnet werden, ob sich Kombi-Modelle mit dem Besparen von Lebensversicherungen oder Bausparverträgen lohnen, denn in aller Regel sind die Kreditzinsen höher als die Sparzinsen und es fallen oft zusätzliche Provisionen und Gebühren an. Am besten fährt man oft mit dem klassischen Tilgungsdarlehen. Zu überlegen ist, statt der üblichen 10-Jahres-Zinsbindung eine längere Zinsbindung zu wählen. Sie kostet zwar etwas mehr, kann sich aber, wenn die Zinsen in den nächsten Jahren wieder steigen, langfristig auszahlen. Kreditnehmer sollten sich auch die Option offen halten, Sondertilgungen zu leisten – die meisten Kreditgeber gewähren dies. Zur Sondertilgung kann z.B. das jährliche Baukindergeld sehr gut eingesetzt werden. Außerdem kann und soll man versuchen, weitere staatliche Zuschüsse mitzunehmen. Die KfW (Programm 124) gewährt z.B. ein sehr zinsgünstiges Darlehen bis zu 50.000 Euro für den Kauf oder Bau von selbstgenutzten Wohnimmobilien. Weitere Zuschüsse gibt es für energieeffiziente Immobilien.
Für das Baukindergeld gilt jedenfalls: Wer den Bau oder Kauf einer Immobilien plant, ist gut beraten, so zu planen, als ob es diesen staatlichen Zuschuss nicht gäbe – und ihn dann als „Bonus“ bei der Finanzierung einzusetzen.