Trotz der Nullzinsen sparen die Deutschen munter weiter. Dies zeigt die Sparquote von 9,7 Prozent in 2015. Sie zeigt an, wie viel vom frei verfügbaren Einkommen gespart und nicht verkonsumiert wird. Mit diesem Wert gelten die Bundesbürger weiter als einige der eifrigsten Sparer weltweit. Die Amerikaner legen dagegen nur halb so viel zurück, was aber schon eine deutliche Verbesserung verglichen mit der ungehemmten Ausgabenfreude vor der Finanzkrise ist.
Die Verschiebung innerhalb der einzelnen Bundesländer nach den Daten der statistischen Landesämter zeigt jedoch gravierende Veränderungen im Zeitverlauf und verdeutlicht den wirtschaftlichem Auf- und Abstieg. Im Osten steigt die Sparquote massiv, wohingegen sie in Baden-Württemberg mit 11,6 Prozent gleich hoch bleibt und mit keiner anderen Region in Deutschland vergleichbar ist. Dagegen sank die Sparquote im Südwesten merklich im Vergleich zum Anfang der 90er-Jahre, als die Anleger mit fünf Prozent Zinsen rechnen konnten.
Dennoch sei eine hohe Sparquote bei null Verzinsung ökonomisch nicht unbedingt ein Widerspruch, wird gesagt. Wer damit rechne, alt zu werden und gleichzeitig weniger Zinsen bekommt, müsse einfach mehr zurücklegen, damit in der Rente genügend übrig bleibt. Für die Baden-Württemberger ist dies einfacher machbar als für viele andere Bürger, denn mit einem verfügbaren Einkommen von 23.540 Euro im Jahr stehen die Menschen im Südwesten weit oben auf der deutschen Einkommensskala. Nur im Stadtstaat Hamburg (23.862 Euro) und in Bayern (23.658 Euro) verdienen die Berufstätigen mehr Geld. In Mecklenburg-Vorpommern dagegen können Erwerbstätige nach Steuern und Abgaben nur über 17.700 Euro verfügen, was die besonders geringe Sparquote im Nordosten von nur sechs Prozent erklärt. In Brandenburg beträgt die Sparquote zuletzt 8,2 Prozent, was aber möglicherweise mit dem Boom in Berlin zusammenhängt. Dort können die Berliner Angestellten relativ viel Geld zurücklegen, wenn sie in der Mark wohnen. Wer in Berlin wohnt, spart dagegen etwas weniger, die stark gestiegenen Mieten lassen scheinbar nur wenig Spielraum für die Sparsumme.
Aber auch demografische Faktoren schlagen sich in der Sparquote nieder, wird gesagt. Die Sparquote nehme mit zunehmendem Durchschnittsalter ab, da die Einkommen von Ruheständlern geringer sind, womit weniger zum Sparen übrig bleibt und zudem das Bilden von Rücklagen in der persönlichen Lebensplanung an Bedeutung verlöre.