Obwohl für gut zwei Drittel aller Berufspendler das Auto immer noch das Transportmittel Nummer eins ist, könnten ihnen in Städten und Kommunen in Zeiten erhöhter Stickoxidbelastungen Fahrverbote drohen. Dies würde das Auto-Pendeln erheblich einschränken. Möglicherweise wird künftig der Nutzer per Smartphone nur noch Start- und Zielpunkt seiner Reise angeben und eine App zeigt anschließend die beste Route inklusive aller Verkehrsmittel - egal ob Fahrrad, Elektroroller oder Car-Sharing-Fahrzeug an. Auch die Kosten für die Route wären transparent und würden ebenfalls via Smartphone abgerechnet. Ein eigenes Auto wäre in diesem Szenario dann überflüssig.
Mit seinem neuen Ride-Pooling-Dienst Moia, eine Art moderner Fahrgemeinschaft, könnte künftig die Pendelei nach Ansicht von Volkswagen effizienter funktionieren. Via App kann der Fahrgast ein Shuttle bestellen und sich an ein beliebiges Ziel befördern lassen. Während der Fahrt berechnet ein Algorithmus, welche Fahrgäste eine ähnliche Route haben und auf der Fahrt eingesammelt werden könnten. Damit würden Leerfahrten vermieden werden können und so wären weniger Autos auf den Straßen. Der Fahrdienst soll schon in diesem Jahr starten.
Doch es braucht mehr als einzelne Fahrdienstleistungen, um die Pendlerströme effektiv begrenzen zu können. Mit sogenannten multimodalen Verkehrskonzepten, also die intelligente Verbindung aller verfügbareren Verkehrsmittel müssten sich Reisende nicht mehr nur auf ein Verkehrsmittel festlegen, sondern können je nach Strecke und individuellen Kriterien ein für sie geeignetes Verkehrsmittel auswählen. Doch der Weg hier hin ist in Deutschland noch weit. Schuld ist die mangelhafte digitale Infrastruktur, denn damit der Nutzer reibungslos zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln wechseln kann, ist ein einheitliches Bezahlsystem und eine Vernetzung der einzelnen Mobilitätsanbieter notwendig. Hierzu müssten Verkehrsbetriebe, Car-Sharing-Anbieter oder On-Demand-Fahrdienste wie Moia oder Uber auf einer einzigen Plattform vereint sein, um dem Kunden den Komfort bei der Reiseplanung zu bieten, die ihn umsteigen bzw. aus seinem Auto aussteigen ließe.
Doch gerade diese notwendige Vereinheitlichung sei bislang die große Hürde in Deutschland, so der ADAC. So hänge Deutschland mit diesem Plattformgedanken noch weit hinterher. In Finnlands Hauptstadt Helsinki dagegen soll nach den Wünschen der Stadtverwaltung bis 2025 niemand mehr ein eigenes Auto benötigen. Mit der Vernetzung soll der private Pkw durch Bikesharing, Carsharing, ÖPNV und Taxis obsolet gemacht werden. Das Angebot an Sharing-Diensten soll flächendeckend angeboten werden. Bereits heute gibt es fünf verschiede Car-Sharing-Dienste in der Stadt. Mit Apps wie "Whim" oder "Tuup" haben sich die zahlreichen Sharing-Anbieter in Helsinki miteinander vernetzt und lassen sich bequem über das Smartphone miteinander kombinieren.
Doch ähnliche Entwicklungen sind hierzulande auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Neben der mangelhaften digitalen Infrastruktur liegt dies daran, dass viele Pendler außerhalb der Ballungszentren wohnen, da die Mieten in Städten wie Hamburg, Berlin, Frankfurt oder München für viele Menschen schlicht zu hoch sind.