Zwar sinkt die Zahl der Wohnungseinbrüche, doch die Zahl der Ladendiebstähle hat dramatisch zugenommen. Eine bundesweite Studie hat festgestellt, dass die Ladendiebstähle dazu auch immer häufiger professionell organisiert sind und meist nach vorgegebenen Einkaufslisten erfolgen. Wo die Zahl der einfachen Ladendiebstähle seit 1997 nahezu kontinuierlich gesunken sei, hat sich die Zahl der schweren Ladendiebstähle in den letzten neun Jahren auf fast 23.500 Fälle in 2016 verdreifacht, stellt ein Handelsforschungsinstitut in einer neuen Studie fest. Der Schaden bei schwerem Ladendiebstahl ist beim Knacken besonderer Sicherungen wie bei Vitrinen dazu sehr groß. Mit einem durchschnittlichen Wert von 396 Euro ist der Beutewert bei einfachem Ladendiebstahl nach der Studie etwa um das 25-fache geringer.
Dabei seien besonders häufig „straff organisierte georgische Tätergruppen“ auffällig. Das Bundeskriminalamt schätzt, allein darauf entfallen Waren im Wert von jährlich 250 Millionen Euro. Noch einmal Ware in derselben Größenordnung entwenden Tätergruppen vom Balkan und aus angrenzenden EU-Ländern, wird vermutet. Dazu fallen in jüngster Zeit auch vermehrt Täter aus dem nordafrikanischen Raum auf.
Diese Professionalisierung des einst als Bagatelldelikt betrachteten Ladendiebstahls mache allerdings nach Meinung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine Neubewertung erforderlich. Nachdem Wohnungseinbrüche mittlerweile erfolgreich bekämpft würden, suchten sich die Kriminellen ein neues Betätigungsfeld. Die Zahl der Einbrüche in Nordrhein-Westfalen sei nach Angaben der GdP im vergangenen Jahr um rund 10.000 auf 50.000 zurückgegangen und im ersten Halbjahr 2017 konnte sie erneut um ein Drittel gesenkt werden. So hätten die Diebe stattdessen die Läden als Betätigungsfeld entdeckt. Hier läge die Aufklärungsquote bei unter zwei Prozent, und wer doch einmal erwischt wird, kann auf vergleichsweise milde Strafen hoffen.
Dazu reisen die Täter nach Erfahrungen von Kriminalisten oftmals per Bus in festen Reisegruppen an und sogar die Rollenverteilung beim Stehlen sei häufig vorab genau festgelegt. Nach einer Studie werde das Verkaufspersonal beobachtet oder abgelenkt, das Diebesgut zusammengestellt, abgegriffen, eingesteckt, die Ware aus dem Geschäft getragen und der Fluchtweg gesichert. Der Schaden beträgt bei entsprechend durchgetakteten Diebeszügen nicht selten 2000 Euro pro Fall oder mehr. Dabei werden vor allem Dinge geklaut, die wertvoll, leicht zu transportieren und auch leicht über Hehler wieder zu verkaufen sind. Besonders beliebt sind nach einer Statistik Parfüm, Kosmetik, Sekt und Spirituosen, aber auch Rasierklingen und Babynahrung, die sich in Asien mit hohen Margen weiterverkaufen lässt. Dazu werden aus Boutiquen und Warenhäusern mit Vorliebe hochwertige Designerkleidung und Sonnenbrillen gestohlen, aus Elektroläden Konsolenspiele und Smartphones und in Baumärkten derzeit besonders häufig Mähroboter.