Eines der Lieblingsprodukte der Deutschen sind offene Immobilienfonds. Sie vertrauten in den vergangenen drei Jahren den Gesellschaften dafür fünf Milliarden Euro an. Hinzu kamen allein in den ersten vier Monaten 2017 noch einmal gut zwei Milliarden Euro hinzu. Damit sind es mittlerweile insgesamt fast 90 Milliarden Euro. Dies bringt wiederum die Fondsmanager in Bedrängnis: Wohin mit dem vielen Geld? Der anhaltende Immobilienboom mache den Ankauf attraktiver Objekte schwierig, wie es aus der Branche heißt.
Neben den Managern von Immobilienfonds sind aber auch viele andere Investoren auf der Suche nach attraktiven Investments. Hierunter auch Staatsfonds aus dem Nahen Osten und Asien und sehr vermögende Privatkunden. Da die enorme Nachfrage die Preise treibt und damit die künftigen Renditen drückt, seien Manager aktuell gut beraten, nicht um jeden Preis neue Objekte zu erwerben. Das hat auch auf die Bewertung von offenen Immobilienfonds am Markt Auswirkungen. Der zwölf Milliarden Euro schwere Fonds „UniImmo: Europa“ sank von der Note AA, die für „sehr gute Qualität und Kompetenz“ steht auf nunmehr die Note A+, für „gute Qualität und Kompetenz“.
Begründet wird diese Abwertung damit, dass bei einem Einkauf in der Boomphase die Immobilienwerte bei einem Abschwung umso stärker nach unten korrigiert werden müssen. Das Dilemma für alle Manager liegt so in der Verwertung des frischen Anlegergeldes. Bleibt das Geld ungenutzt im Fonds liegen, schlagen die Niedrigzinsen mit voller Wucht zu. Bei einigen offenen Immobilienfonds liegt mehr als ein Viertel des anvertrauten Geldes unverzinst herum, was die Rendite des Fonds senkt.
Doch wenn man keine teuren, womöglich zu teuren Objekte am Markt kaufen will, muss man dafür sorgen, dass nicht noch mehr Geld hereinkommt, was der Großteil der Anbieter schon seit einiger Zeit tut. Der Verkauf weiterer Fondsanteile wird eingestellt oder zumindest nur noch ein gewisses Kontingent pro Jahr bereitgestellt. Keine Vertriebsbeschränkung haben aktuell nur wenige Gesellschaften.
Eine Abschwächung des Anlegerinteresses an offenen Immobilienfonds ist so bald nicht zu erwarten, wie gesagt wird. Erst wenn das Zinsniveau spürbar ansteigt und Anleihen wieder auskömmliche Renditen ermöglichen, werde sich dieser Umstand wieder ändern. Dann würden Anleger, die offene Immobilienfonds derzeit als Termingeldersatz verwenden, nämlich wieder aussteigen und damit wäre wieder Platz für andere Anleger.