Dass in Deutschland Ärztemangel herrscht, ist schon länger bekannt. Die medizinische Versorgung wird sich in den nächsten zehn Jahren rasant verschlimmern, da auf dem Land, aber auch in Kliniken mehr Ärzte in den Ruhestand gehen, als nachbesetzt werden können. Der Nachwuchs fehlt schlichtweg. Dazu beanspruchen die jüngeren Ärzte die Einhaltung der Work-Life-Balance und auch die Kompensation der durch Schwangerschaft und Kindererziehung bedingten Arbeitspausen beansprucht zusätzliche Ärzte. Viele ärztliche Institutionen fordern daher immer wieder eine Erhöhung der Zahl der Studienplätze auf das frühere Niveau.
So befürwortet Jürgen Freyschmidt, ein pensionierter Medizinprofessor, eine Männerquote für Ärzte, da das Geschlechterverhältnis zwischen Ärztinnen und Ärzten unausgeglichenen sei. 65 Prozent aller Medizinstudenten sind Frauen, wobei viele Frauen das Studium abbrechen oder nach erfolgreichem Staatsexamen ihren Beruf nicht ausüben würden aufgrund der Abwanderung in nichtärztliche Betätigungsfelder oder der Familiengründung. Außerdem arbeiteten viele Ärztinnen nur halbtags, was dazu führen würde, dass nachmittags in den Kliniken Stationen nicht mehr ausreichend besetzt seien.
Dass 70 Prozent der Frauen eine bessere Abiturnote als Männer hätten und die Studienplatzvergabe nur an die besten Bewerber ginge, sei der Grund für die Feminisierung des Medizinstudiums. Da die Medizin eine Erfahrungs- und weniger eine Naturwissenschaft sei, bräuchte es mehr als tolle Noten im Abitur, um gute Mediziner auszuwählen. So bräuchte es menschliche Qualitäten wie die Fähigkeit zu menschlicher Zuwendung und Zuverlässigkeit.
Zwar werden nur rund 20 Prozent der Studienplätze an die Kandidaten mit der besten Abiturnote und 20 Prozent über ihre Wartezeit vergeben, doch 60 Prozent erhalten ihre Zusage über das Auswahlverfahren der Hochschulen, für die auch die Abiturnote sehr relevant ist. Insofern könne man davon ausgehen, dass etwa 70 bis 80 Prozent der Studienplätze an Frauen vergeben werden.
Der Mediziniprofessor schlägt daher anstelle der Abiturnote die Einführung eines psychologischen Eignungstests für den Arztberuf vor. Darin sollten unter anderem die Fähigkeit zu menschlicher Zuwendung, Lernbereitschaft, Fähigkeit zum Erlernen und Verstehen physiologischer und pathophysiologischer Abläufe und Zusammenhänge geprüft werden. Außerdem solle ein Krankenpflegepraktikum von bis zu acht Monaten mit abschließender kritischer Bewertung durch einen Arzt, einer Krankenschwester und einen Patienten erfolgen. Alternativ könne auch eine eine Quote von 50 Prozent weiblichen und 50 Prozent männlichen Bewerbern festgelegt werden und anstatt der Abiturnote ein Losverfahren eingeführt werden.
Schließlich soll auch überlegt werden, ob Sanktionen für selbstverschuldete Studienabbrüche eingeführt werden, da das steuerfinanzierte Medizinstudium Kosten in Höhe von rund 100.000 Euro pro Studienplatz verschlingen würde. So könnte verhindert werden, dass ein Student über viele Jahre einen Studienplatz besetzt, um schließlich das teure Studium abzubrechen. Er solle dann einen Teil der vertanen Studiumskosten erstatten.