In den letzten Jahren war vor allem die Wohnungsknappheit in den Ballungszentren und die damit verbundenen rasanten Miet- und Kaufpreissteigerungen ein großes Thema auf dem Immobilienmarkt. Obwohl schon dieses Problem noch lange nicht gelöst ist, werden nun Büroflächen in den Städten zunehmend knapp. Dies stellt vor allem Unternehmen, die eigentlich gerne wachsen würden, vor Herausforderungen.
So gebe es in München, Stuttgart und Berlin schon so gut wie keinen Leerstand mehr, warnt der Rat der Immobilienweisen in seinem kürzlich veröffentlichten Frühjahrsgutachten. In Berlin gibt es immer wieder Berichte von Start-ups, die nach einer neuen Finanzierungsrunde gerne jede Menge neue Mitarbeiter einstellen würden, aber nicht wissen, wo sie diese unterbringen sollen, da schon die bestehende Mannschaft viel zu dicht beieinandersitzt. Ähnlich könnte es auch schon bald in Köln und Hamburg sein, wo der Leerstand mit Werten um 4 Prozent nur noch knapp über der Grenze zur Vollvermietung – 3 Prozent – liegt.
Der Büromangel werde nach Ansicht des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) in der Öffentlichkeit weithin unterschätzt. Schließlich sei „die volkswirtschaftliche Bedeutung der Gewerbeimmobilien viel größer als die der Wohnimmobilien.“ Obwohl es sich die Unternehmen nach der Auftragslage leisten könnten, sich räumlich zu vergrößern, würden sie sich damit zurückhalten, neue Mitarbeiter einzustellen. Dies habe weniger Umsatz- und damit auch insgesamt weniger Wirtschaftswachstum zur Folge.
Nach dem Frühjahrsgutachten sind die Mieten im Bürosegment auch im Jahr 2017 wieder gestiegen, zum siebten Mal in Folge. Dabei lag der gewichtete Durchschnitt der Spitzenmieten Ende vergangenen Jahres in den sogenannten A-Städten – Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart bei rund 29 Euro je Quadratmeter Bürofläche. Dies war ein Anstieg von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und gegenüber 2015 sogar von 12 Prozent. Dagegen blieben in Hamburg (26,50 Euro) und Köln (21 Euro) die Quadratmeterpreise annähernd stabil.
Doch eine schnelle Beseitigung des Engpasses ist nicht in Sicht, da die Fertigstellungszahlen selbst zuletzt nicht gestiegen, sondern stattdessen deutlich gesunken sind. Im letzten Jahr wurden nur 1,6 Millionen Quadratmeter Neubaufläche in den 127 Büromärkten in Deutschland fertiggestellt. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 16,5 Prozent. Die Politik dürfe ihren Fokus nicht mehr nur auf die Wohnimmobilien legen, sondern müsse ihn entsprechend erweitern, obwohl dies auf einen „Nutzungskonflikt“ hinauslaufe: Sollen auf einer freien Fläche lieber Wohnungen oder doch Büros gebaut werden?