Vierzig Prozent der Personen im Alter von 30 bis 34 Jahren sollen im Jahr 2020 über einen Bildungsabschluss verfügen, der über die Sekundärschule hinausgeht, so das längerfristige Ziel der europäischen Wachstums- und Beschäftigungsstrategie. Dieser Wert wurde in Deutschland schon vor knapp zehn Jahren erreicht. Deutschland hat sogar nach dem kürzlich veröffentlichten OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick 2017“ im internationalen Vergleich die höchste Absolventenquote im MINT-Bereich. So haben im Jahr 2015 rund 37 Prozent der jungen Hochschulabsolventen in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik studiert. Mit steigenden Studentenzahlen steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass die häufig beklagte „Lücke“ bei den hochqualifizierten MINT-Fachkräften geschlossen werden kann.
Allerdings bedarf es auch einer Verringerung von Studienabbrüchen sowie der Steigerung des Studienerfolgs. Im Absolventenjahrgang 2014 werden 29 Prozent der Bachelorstudierenden ihr Studium abbrechen, besagt die vor wenigen Wochen zu diesem Thema veröffentlichte Studie des „Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung“. Darunter beenden an den Fachhochschulen 27 Prozent und an den Universitäten sogar 32 Prozent der Studenten das aufgenommene Studium nicht. Dabei fällt auf, dass fast die Hälfte der Abbrecher den Studiengang der ersten Wahl nach spätestens zwei Semestern verlassen. Besonders oft ist davon der MINT-Bereich, Technische Universitäten und Hochschulen mit technisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung betroffen. So erreichen in der Mathematik, der Informatik und in den Studiengängen der Naturwissenschaften und Technik weniger als die Hälfte der ursprünglich Eingeschriebenen überhaupt den geplanten Studienabschluss.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat daher im Februar 2016 die Förderlinie „Studienerfolg und Studienabbruch“ veröffentlicht, in der inzwischen zwanzig Projekte die bildungspolitische Herausforderung „frühzeitiges Studienende“ wissenschaftlich untersuchen. Die Studie begründet vor allem Leistungserfordernisse (30 Prozent), mangelnde Motivation (17 Prozent) und den Wunsch nach einer praktischen Tätigkeit (15 Prozent) als Gründe für den Studienabbruch. Doch auch persönliche und soziale Faktoren wie Familiengründung oder finanzielle Schwierigkeiten sind weitere, keinesfalls zu vernachlässigende Ursachen. Die Hochschulen haben eine Vielzahl von Maßnahmen umgesetzt, die zur Senkung der Abbruchquoten und zur Steigerung des Studienerfolgs führen sollen. Dazu werden etwa zehn Prozent der Mittel aus dem Hochschulpakt 2020 für Studienerfolgsprogramme aufgewendet.
Daneben weisen die die technologisch ausgerichteten MINT-Studiengänge traditionellerweise nur einen geringen Anteil der Studienanfängerinnen von 28 Prozent nach dem OECD-Bildungsbericht aus. Mit vermehrt zielgruppenspezifischen Programmen wie der „Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen“, Komm, mach MINT, und das Femtec-Netzwerk zur Förderung von Frauen in Naturwissenschaft und Technik soll dieses Problem gelöst werden.