Bund und Länder haben zur Behebung des Ärztemangels in ländlichen Regionen die sogenannte Landarztquote beschlossen. Doch die Idee ist umstritten: Wer sich verpflichtet, als Allgemeinmediziner auf dem Land zu arbeiten, soll künftig leichter einen Medizin-Studienplatz bekommen. Bis zu zehn Prozent der Plätze können die Länder auf diesem Weg an Kandidaten vergeben, die sich im Numerus-Clausus-Vergleich nicht durchsetzen konnten.
In Kooperation mit der privaten Universität Witten/Herdecke bietet Sachsen-Anhalt schon seit dem Sommersemester 2016 einen solchen Deal an. Für zwei Studenten pro Ausbildungsjahr zahlt die Kassenärztliche Vereinigung deren Studiengebühren von etwa 50.000 Euro gegen die Zusicherung, sich nach Abschluss des Studiums als Facharzt der Allgemeinmedizin weiterzubilden und für mindestens fünf Jahre dort eine Praxis zu führen, wo sonst niemand hin will. Der Deal "Stipendium gegen Zukunftsversprechen" sei für alle Beteiligten gut, meint die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt.
Anfang 2017 gab es in Sachsen-Anhalt bereits 150 offene Stellen, bis 2025 vermutlich mehr als 800 zu besetzende Hausarztstellen. Dies trotz der Mindestumsatzgarantie, der versprochenen Praxiseinrichtung und Studentenförderung für deren Absolvierung ihrer Praktika außerhalb der Universitätsstädte Magdeburg und Halle von der KVSA.
Knapp ein Viertel der Absolventen aus der Privatuniversität Witten/Herdecke entscheidet sich aber ohnehin für eine Laufbahn in der Allgemeinmedizin. Doch im Bundesdurchschnitt geht nur jeder zehnte Mediziner diesen Weg. Vermutlich liegt der Grund hierfür in der Ausbildung zu Klinikärzten im Medizinstudium, erklärt der Universitätsvizepräsident Jan Ehlers. Ihre praktischen Erfahrungen sammelten die Studenten in Universitätskliniken, in denen sich Ärzte hochspezialisieren können. Damit den Studenten der privaten Hochschule breites medizinisches Können nahegebracht werden kann, wurde sogar ein Lehrstuhl für Allgemeinmedizin eingerichtet. Jeder Student bekommt eine Praxis zugeteilt, in der er während der ersten Semester immer wieder sein erlerntes Wissen anwenden kann.
Doch schon wegen der geringen Anzahl der Stipendiaten wird die Kassenärztliche Vereinigung den Ärztemangel in ländlichen Räumen nicht lindern können. Auch ein größeres Budget würde daran kaum etwas ändern, denn auf die bisherigen Ausschreibungen haben sich nur jeweils etwa zehn Interessenten beworben. Daher will der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, künftig angehende Mediziner stärker nach sozialen Kompetenzen auswählen. So sollen mehr Landärzte und weniger Wissenschaftskarrieristen aus dem Studium hervorgehen.