Nach der Anfang März vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen Führungskräften in deutschen Kindergärten etwa die Hälfte der eigentlich für Pädagogik, Personal, Finanzen und Elterngespräche vorgesehenen Zeit. Die Stiftung empfiehlt rund 20 Stunden pro Woche plus 0,35 Stunden pro Kind für Führungs- und Leitungsaufgaben. Dieser Empfehlung kommen jedoch nur 15 Prozent der über 51.000 Kitas in Deutschland nach.
Die Expertenkommission im zuständigen Bundesfamilienministerium geht dagegen von einer anderen Berechnung aus. Sie zieht mehrere Faktoren wie Größe, Mitarbeiter- und Kinderzahl und sozialer Brennpunkt zur Beurteilung heran. Dabei liegt der von der Stiftung berechnete Ideal-Zustand der nötigen Zeit für das Führungspersonal noch unter der Forderung des Bundesministeriums. Die Sockelbetrachtung der Stiftung mache „die Betrachtung nicht so kompliziert“, erklärt die Stiftung.
Nach der Studie gebe es in rund jeder zehnten Kita keine Zeit-Ressourcen für Leitungs- und Verwaltungsaufgaben und somit fehlten bundesweit rund 21.800 Kräfte für die ideale Ausstattung der Leitungsebene. Dies entspreche Mehrausgaben für Personal von 1,3 Milliarden Euro. Dabei ist das Zeit-Budget für die Kita-Leitung in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich kalkuliert. 28 Prozent der Kitas in Bremen haben keine Ressourcen für diese Führungsaufgaben, in Sachsen-Anhalt und Thüringen sind es dagegen nur 1 Prozent und in Thüringen 3 Prozent. Dagegen erreicht in Hamburg fast jede zweite Kita den empfohlenen Wert.
Zu prüfen sei einzelfallbezogen, warum es in den Bundesländern zu unterschiedlichen Ergebnissen käme. Niedersachsen habe eigentliche klare Vorgaben im Gesetz, die aber vor Ort nicht kontrolliert würden. Dagegen seien die gesetzlichen Vorgaben in Mecklenburg-Vorpommern zwar eher weich formuliert, aber deren Umsetzung würde von kommunaler Seite her besser geprüft.
Dabei bräuchte eine gute Kita einen kindgerechten Personalschlüssel und eine professionelle Leitung, so die Bertelsmann-Stiftung. Dies verbessere „die Qualität in den Kitas und hat einen positiven Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder“. Aufgrund der höheren Ansprüche der Eltern, Gesellschaft und Politik könne eine Kita diese Qualität kaum erreichen, wenn nicht wenigstens eine halbe Stelle für Leitungsaufgaben vorhanden sei.
Schließlich geht die Stiftung sogar davon aus, dass die Statistik eher noch zu positiv ausfällt, da das Leitungspersonal nicht immer ehrlich mit den Zahlen umgehen würde. Die Kindergärtnerinnen würden aufgrund ihres Pflichtbewusstseins oft ihre Arbeit mit nach Hause nehmen.