Indien feiert den ersten Jahrestag des Verbots großer Banknoten. Die umstrittene Maßnahme sollte Korruption und Schattenwirtschaft, die in Indien etwa ein Viertel des BIP ausmachen soll, eindämmen. Doch nun bemängeln viele Ökonomen die negativen Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Konsumfreude der Inder. Zwar haben die Geldtransaktionen auf elektronischem Weg zugenommen, doch gerade in Mumbai bleibt die traditionelle Essenslieferung von Dabawallahs, die über etliche Bahnhofsstationen in Vorortküchen zubereitetes Essen zu Arbeitern in der Innenstadt liefern. Ein Dabawallah erhält mitunter gerade einmal einen Monatslohn von 30 Euro und setzt sich erfolgreich gegen dort ansässige Lieferdienste wie Foodpanda oder Uber Eats.
Mit einem solch geringen Monatslohn lässt sich nur ein Leben am Stadtrand Mumbais in einem der Armutsviertel finanzieren, während man von den Hügeln dort einen Blick auf die teuerste Immobilie der Welt hat. Das vor einigen Jahren erbaute Gigantenobjekt Antilia umfasst 27 Stockwerke mit einigen Hubschrauberlandeplätzen und einem Immobilienwert von geschätzt 1,5 Milliarden US-Dollar. Dennoch ist es unmöglich, diesen Turm auf den ersten Blick in Mumbai zu identifizieren, da an allen Ecken und Enden neue Wohnblocks und Hochhäuser gebaut werden. Dieses Szenario erinnert an die Immobilienblase in den USA 2007. Von 670.000 aktuell im Bau befindlichen Immobilien in Mumbai haben bisher mehr als die Hälfte keinen Käufer gefunden. Indiens Banken sitzen damit auf faulen Krediten in Höhe von 140 Milliarden US-Dollar – Tendenz steigend. Damit ist eine neue Wirtschaftskrise, ausgehend vom Immobilienmarkt in China und Indien nicht unwahrscheinlich.
Vielen Großstädten in Asien geht es ähnlich wie Indien. Das weltweit üppig vorhandene Geld sorgt für Bauboom, Spekulationen und Gigantomanie. Einerseits investieren Superreiche ihr Geld in Immobilien, Gold oder seit Neuestem auch in den Bitcoin und andererseits bleibt eine große Prozentzahl der Einwohner in Armut zurück. So besitzt nicht einmal die Hälfte der Inder ein Bankkonto und viele Investitionen sind nicht mit Nachfrage untermauert. Dies wird sich in der nächsten Krise bitter rächen.
Dennoch verdiente die Börse in Indien in den letzten Jahren sehr gut. Wer sein Depot um „Indien“ erweitern möchte, kann sich den ETF LYX0BA von Lyxor ansehen. Er deckt den MSCI India ab, in dem 85 Prozent der indischen Marktkapitalisierung vertreten ist.