Berlin braucht dringend Lehrer und hat zu deren Beschaffung sogar in Österreich und den Niederlanden bereits Kampagnen gestartet. Auch Pädagogen aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen werden mit lustigen Sprüchen umworben. Der Bedarf an Lehrern ist enorm, denn für geschätzt 70 000 zusätzliche Schüler bis zum Schuljahr 2024/25 braucht Berlin 14 000 neue Lehrer. Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnet den Lehrermangel deutschlandweit als „dramatisch“. Die Länder müssten Investitionen in Milliardenhöhe leisten, falls der Anstieg anhält.
Nach einer veröffentlichten Studie wird erwartet, dass sich die ohnehin angespannte Lage auf dem Lehrermarkt in den kommenden Jahren in bisher ungeahntem Ausmaß noch verschärft. Die Zahl der Schüler werde deutlich stärker steigen, als bisher angenommen. So sollen 2025 rund 8,3 Millionen Kinder und Jugendliche auf allgemeinbildende Schulen gehen, ein Zuwachs von mehr als eine Million mehr, als die aktuelle Prognose der Kultusministerkonferenz (KMK) aus dem Jahr 2013. Dieser Anstieg soll bis ins Jahr 2030 anhalten, weshalb die Länder bis zum Jahr 2025 allein für die Grundschulen 24 000 neue Lehrer benötigten. Daneben müsse aber auch beim Schulbau eine "deutliche Trendwende“ erfolgen.
Der heftige Anstieg der Schülerzahlen ist hauptsächlich in der "dynamischen Geburtenentwicklung" und weniger mit den Flüchtlingen begründet. Zwar steige die Geburtenzahl seit einigen Jahren wieder leicht, doch dies habe offenbar weitreichende Folgen. Trotz dieser „scheinbar marginalen Veränderung bei der Geburtenrate“ wirke sich diese sehr stark auf die Zahl der Schüler aus. Dazu sei das Schulsystem „weitgehend unvorbereitet“ auf den zu erwartenden Anstieg der Schülerzahlen, was die Länder jedoch zurückweisen.
Die Gründe für den Lehrermangel seien danach vielfältig. So bedürfe Integration und Inklusion einen höheren Personalschlüssel wohingegen viele Lehrer derzeit pensioniert würden. Besonders in Ostdeutschland rückten nur wenige neue Lehrer von den Universitäten nach. Dort wurden wegen des massiven Geburtenrückgangs nach der Wende die Ausbildungskapazitäten abgebaut, weswegen dort nicht genügend Bewerber zu finden seien. Daher werde beispielsweise in Sachsen jede zweite Stelle für das kommende Schuljahr mit einem Quereinsteiger besetzt.
Besonders Grundschullehrer fehlen, weshalb die GEW schon lange eine bessere Bezahlung der Grundschullehrer fordert. Daneben solle die die Lehrerausbildung flexibler gestaltet werden, beispielsweise sollte erst im Masterstudium die Spezialisierung auf Grundschule oder Gymnasium erfolgen.