Google beliefert Amerikas Schulen mit ultragünstiger Hard- und Software, um jungen Menschen neue Lernhorizonte zu eröffnen, sagt Google. Kritiker fürchten dagegen, Google möchte sich so die Kunden von morgen heranziehen. Bald könne diese "Googlifizierung" der Bildung auch Europa erfassen. Diese Entwicklung eröffnet zwar viele Chancen, doch wirft ebenso viele Fragen auf.
Schon seit Jahren tut der Konzern einiges, um speziell Lehrer für sich zu gewinnen. Dazu werden sie gezielt eingeladen, an der Entwicklung lernunterstützender Programme mitzuarbeiten und sich in sogenannten Google-Erziehergruppen untereinander und mit dem Konzern austauschen. Das Ergebnis dieser Bemühungen sind Tausende loyale Anhänger, die dem Unternehmen gegenüber Schulbehörden und kritischen Eltern treu zur Seite stehen und den Ruhm der Produkte kostenlos per Mundpropaganda vermehren. Dazu lässt vor allem die Kombination aus Google-Laptops und dem Softwarepaket G Suite for Education die Lehrerherzen höherschlagen. So vergeben die Pädagogen über das Programm Classroom Hausaufgaben und verteilen Noten. Die Schüler können mit dem Programm Docs Texte schreiben, mit Slides Präsentationen erstellen und Dateien über Drive teilen. Kommuniziert wird über die Programme Gmail und Thread, für Internetrecherchen wird gegoogelt, und bei der Klassenfahrtsplanung hilft die Navigationssoftware Maps. So können die in einer Schulklasse anfallenden Aufgaben mit Produkten von nur einer Firma erledigt werden.
Aber auch die Schulbehörden sind von der Unterstützung von Google begeistert, denn sie sparen so viel Geld: Allein das Programm G Suite, das für Firmen 50 Dollar pro Jahr und Mitarbeiter kostet, stellt der Konzern den Schulen umsonst zur Verfügung und das von Drittherstellern gefertigte Chromebook kostet für die Schule gerade einmal ein Drittel des Ladenpreises. Daneben verlangt Google lediglich eine einmalige "Managementgebühr" von 30 Dollar.
Erste Resultate der Charme- und Preisoffensive sind schon messbar: von 100 neu ausgelieferten Laptops und Tablets an Schulen wurden 2016 nur 22 mit Windows betrieben und Apple stürzte innerhalb von 24 Monaten von 34 auf 19 Prozent ab. Dagegen stieg der Google-Marktanteil seit 2012 rasant von knapp einem auf 58 Prozent. So kommen in den USA über 30 Millionen Kinder im Klassenzimmer oder bei den Hausaufgaben mit einem Programm aus dem Google-Bildungspaket in Berührung, das ist jeder zweite Schüler zwischen fünf und 18 Jahren.