Für das deutsche Bildungssystem sind die hunderttausende Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien eine Herkulesaufgabe. Eine neue Studie zeigt auf, dass Geflüchtete mit Pädagogik-Kenntnissen bei der Bildungsintegration dieser Schüler helfen können. Um diese Hilfslehrer mit eigener Fluchtgeschichte zu pädagogischen „Assistenzkräften“ einsetzen zu können, ist ein entsprechendes Programm in dreistelliger Millionenhöhe erforderlich, welches die Länder und Kommunen jedoch nicht alleine stemmen könnten, wird gesagt. Der Bund müsse hier mit einer durchgehenden Finanzierung tätig werden und nicht nur mit einem einmaligen Programm.
Sinnvoll sei, wird gesagt, unter Berufung auf eine aktuelle Untersuchung eines Beratungsunternehmens, ein Verhältnis von 1 zu 80 zwischen Assistenzkräften und geflüchteten Schülern, womit ein aktueller Stellenbedarf von bundesweit etwa 3 500 Vollzeitstellen: 1 378 in der Primarstufe, 1 255 in der Sekundarstufe I und 835 in der Sekundarstufe II entstünde.
Die einmaligen Kosten der Qualifizierung solcher Hilfslehrer betrügen nach der Studie bundesweit rund 31 Millionen Euro. Dagegen müssten mit 145 Millionen Euro Kosten bei freien Trägern und 165 Millionen Euro bei kommunalen Trägern im öffentlichen Dienst jährlich gerechnet werden. Allerdings lohne sich dieses Geld dann gleich doppelt. So würden neben den geflüchteten Schülern auch die geflüchteten Pädagogen besser in Bildungs- und Arbeitslandschaft integriert werden, wird gesagt.
Im Jahr 2015/16 seien nach der Studie für rund 400 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland Asylanträge gestellt worden und in einem beeindruckenden Kraftakt hätten die Länder bisher schätzungsweise 15 000 Stellen für einheimische Lehrkräfte, insbesondere für die Sprachförderung, eingerichtet, lobte die Stiftung. Dabei seien jedoch die Ressourcen geflüchteter Pädagogen bisher ungenutzt geblieben. Mit ihnen könnte aber dem sich abzeichnenden Lehrermangel entgegengewirkt werden. Außerdem seien die Assistenzkräfte der Herkunftssprachen der geflüchteten Schüler und Eltern mächtig und könnten aufgrund ihrer eigenen Migrations- und Integrationserfahrungen Orientierung geben.
Es gibt bereits erste Initiativen von Universitäten wie das „Refugee Teachers Program“ in Potsdam oder die Initiative „Lehrkräfte Plus“ in Bielefeld. Zwar seien „die sprachlichen und fachlichen Voraussetzungen für ausländische Lehrkräfte im Blick auf eine „vollwertig“ anerkannte Lehrtätigkeit in deutschen Schulen hoch“, doch zumindest als Assistenzkraft könnten Geflüchtete mit pädagogischen Vorkenntnissen „eine wichtige Rolle spielen“, wird gesagt. Dagegen kritisiert der Verband Bildung und Erziehung (VBE), dass der Assistenzstatus nicht das Ziel bei der Integration von Pädagoginnen und Pädagogen mit Flüchtlingshintergrund bleiben könne. Eine solche Zweiklassengesellschaft zwischen Lehrkräften mit unterschiedlicher Herkunft dürfe kein Dauerzustand sein.