In Kliniken werden Chefärzten verschiedener Krankenhäuser vom Militär beigebracht, wie Krankenhäuser auf einen Terroranschlag vorbereitet werden – mit einem Brettspiel. Dabei steht jede Spielkarte für einen Patienten, jedes Kästchen für ein Bett. Mit Steinchen, Würfeln und einem dicken Code-Buch, aus dem sich die Ärzte gegenseitig komplexe Diagnosen vorlesen, lernen Chefärzte aus ganz Deutschland wie sie bei einem großen Andrang von schwer verletzten Patienten ihre Prioritäten besser setzen. Um das Leben des einen zu retten, muss unter bestimmten Umständen das Bein des anderen geopfert werden, sagen die Militärärzte - "Life before limb“.
Mediziner der Bundeswehrkrankenhäuser in Ulm und Koblenz haben gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und drei weiteren ärztlichen Fachgesellschaften dazu den Lehrgang "Terror- und Katastrophenchirurgie" entwickelt. Schließlich kennen deutsche Chirurgen aus ihrem Alltag kaum Verletzungen, die Menschen von einem Anschlag davontragen können. Explosions- und Schusswunden haben deutsche Sanitäter normalerweise nur in Kriegsgebieten behandeln müssen.
Auch Chefarzt lernen gerne dazu. Als ein leitender Oberarzt vor Jahren selbst einmal fast im Zentrum einer Katastrophe war, hatte er nach einem Notruf per Fax zur Loveparade-Massenpanik, bei der es Verletzte und Tote gab, 70 Mitarbeiter in die Klinik beordert, vier Operationssäle und die Ambulanz vorbereitet. Doch die Klinik war im Gegensatz zu der Klinik von den Loveparade-Besuchern nicht fußläufig erreichbar und so waren schließlich nur drei Patienten gekommen. In einer anderen Klinik herrschte jedoch zur selben Zeit größtes Gedränge. In der Notaufnahme und vor der Eingangstür warteten etliche Verletzte und wegen der vielen Anrufe von Angehörigen brach das Handynetz zusammen.
Auf eine ähnliche Lage müssten sich nach den Beschreibungen der Bundeswehr-Ärzte auch die Kliniken nach Terroranschlägen einstellen: Opfer, die direkt zum Krankenhaus kommen, eine unklare Lage und mögliche Zweit-Schläge. Die DGU fordert den Bund und die Länder dazu auf, Katastrophenübungen wie diese überall zur Pflicht machen und sie auch finanziell zu unterstützen, denn die zu erwartenden Verletzungsmuster haben die deutschen Ärzte in den letzten 60 Jahren in Friedenszeiten hier in Deutschland nicht gesehen. Bislang arbeiten die Instruktoren ehrenamtlich, doch wenigstens die Rettungswagen sollten Material bekommen, um Schusswunden richtig verbinden zu können.