Forscher der Medizinischen Universität Graz empfehlen im Fachjournal "Critical Care", möglichst nicht an einem Wochenende auf eine Intensivstation eingeliefert zu werden. Zu diesen Zeiten sei, zumindest in Österreich, die Wahrscheinlichkeit, während des Klinikaufenthalts zu sterben, höher als an Werktagen. Zwar kann die Studie nicht im Detail klären, weshalb dies so ist, doch mögliche Gründe für diese Art von "Wochenend-Effekt" könnten die schlechtere personelle Ausstattung und ein höheres Arbeitspensum sein.
Zwar seien diese Ergebnisse nicht zwangsläufig auch auf andere Länder übertragbar, doch auch ein deutscher Notfallexperte sieht in kleineren Krankenhäusern in Deutschland ähnliche Probleme. So hatten schon frühere Studien Hinweise darauf erbracht, dass am Wochenende operierte Patienten nach dem Eingriff tendenziell häufiger sterben oder länger im Krankenhaus bleiben müssen. Die Gründe hierfür waren jedoch dabei bereits damals unklar. Vermutlich sei jedoch reduziertes Personal oder Aushilfskräfte der Grund für die seltenere Rettung von Patienten am Wochenende.
Für die österreichische Studie wurden Daten von rund 147.000 Patienten ausgewertet, die zwischen 2012 und 2015 auf 119 österreichischen Intensivstationen behandelt wurden. Darunter befanden sich rund 57 Prozent männliche Patienten im durchschnittlichen Alter von 68 Jahren. Etwa 17 Prozent der Patienten - knapp 26.000 Männer und Frauen – wurden am Wochenende auf die Intensivstation eingeliefert. Fast 14.000 der erfassten Patienten starben noch während ihres teils mehrtägigen Aufenthalts auf der Intensivstation. Dabei verstarben die Patienten, die an einem Wochentag eingeliefert wurden, deutlich seltener. Nur acht Prozent der an einem Mittwoch aufgenommenen Patienten verstarben. Dagegen starben bei Einlieferung an einem Samstag oder Sonntag jeweils mehr als 13 Prozent.
Zwar gebe es samstags und sonntags weniger geplante Operationen, doch diese hätten häufiger einen tödlichen Ausgang als unter der Woche. Möglicherweise läge das höhere Sterberisiko nach Eingriffen am Wochenende am Fehlen von erfahrenen Mitarbeitern oder an zu wenigen Ressourcen.
Die Studienautoren empfehlen den Krankenhausbetreibern daher, ihre Strukturen zu überarbeiten. So müssten Equipment, Expertise und Mitarbeiter in derselben Quantität und Qualität an jedem Tag der Woche zur Verfügung stehen. Auch in manchen kleineren Krankenhäusern in Deutschland gebe es nach der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin zwei Aggregatzustände: Werktags und außerhalb des Werktags. Zwar seien große Krankenhäuser und Universitätskliniken zu jeder Uhrzeit gut besetzt, doch kleinere Häuser hätten häufiger mit Personalengpässen zu kämpfen und auch Fach-Experten anderer Abteilungen seien zu Randzeiten schwieriger erreichbar.