Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen könnten ab kommender Woche in einen unbefristeten Streik treten. Die Gewerkschaften haben die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt und rufen ihre Mitglieder zur Urabstimmung auf.
Das Ziel der Gewerkschaften Verdi, GEW und dbb war es, eine Höhergruppierung der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zu erreichen. Das hätte im Schnitt ca. 10 Prozent mehr Gehalt für Erzieher in Kindergärten, Sozialarbeiter, Behindertenhelfer oder auch Heilpädagogen bedeutet. Da die Arbeitgeberseite aber bisher in den Augen der Gewerkschaften kein annehmbares Angebot gemacht hat, steht nun die Urabstimmung bei den betroffenen Gewerkschaftsmitgliedern an. Ein unbefristeter Streik wäre zwar auch ohne Urabstimmung durchführbar, man möchte aber demokratisch entscheiden.
Die Eltern der Kinder, die während des Streiks ihre Kindertagesstätte nicht besuchen können, zeigen sich solidarisch mit den Erziehern. Der Beruf ist anspruchsvoller geworden. Frühkindliche Erziehung ist längst mehr als Spielen und Basteln. Die Personaldecke ist vielerorts dünn, Vollbetrieb kann nur selten garantiert werden. Einen Grund für den Mangel an Nachwuchskräften sehen die Gewerkschaften in der schlechten Bezahlung, bei Neueinstellungen werden in über drei Vierteln aller Fälle lediglich befristete Verträge geschlossen. Das trägt nicht zur Attraktivität des Berufs bei, der inhaltlich anspruchsvolle Tätigkeiten mit hoher Verantwortung und körperlicher wie psychischer Belastung mit sich bringt.
In den übrigen sozialen Berufen sieht es dabei nicht besser aus. Die Arbeit mit Alten und Behinderten gewinnt immer mehr an Bedeutung, die Nachfrage nach Fachkräften steigt. Die Bezahlung jedoch ist weiterhin schlecht. Soziale Berufe sind klassische Niedriglohn-Berufe. Hier besteht nach Meinung der Gewerkschaften dringend Handlungsbedarf.
Die Kommunen wiederum können sich eine bessere Bezahlung häufig nicht leisten. Würde den Forderungen der Gewerkschaften uneingeschränkt zugestimmt, kämen Mehrkosten von 1,2 Milliarden Euro jährlich auf die Kommunen zu. Das ist kaum zu stemmen und insbesondere in kleinen Kommunen, wo die Betreuung besonders wichtig sei, ist die Haushaltslage bereits sehr angespannt. Daher sollen die Länder oder auch der Bund sich hier stärker beteiligen und Städten und Gemeinden bei den Personalkosten unter die Arme greifen.