Symptome für die Autoimmunerkrankung Rheumatoide Arthritis sind entzündete Gelenke, geschwollene Finger und Hände sowie starke Funktionsbeeinträchtigungen. Dabei kann das Immunsystem nicht mehr unterscheiden zwischen fremden und eigenen Proteinen. Folglich werden Knochenstrukturen als fremd erkannt und vom Immunsystem angegriffen, erklärt das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie. Bis heute konnte trotz des weltweit großen Marktes von Medikamenten gegen diese verbreitete Krankheit noch kein Heilmittel gefunden werden, da immer noch nicht alles über die Pathogenese bekannt sei, so das Institut. Zwar können bisherige Arzneien die Symptome lindern, indem die Abwehrfunktion des Immunsystems verringert wird, aber hierdurch kann das Immunsystem den Körper nicht mehr vor anderen Infektionen schützen.
Nun arbeitet das Fraunhofer Institut gemeinsam mit dem Frankfurter Medizinprofessor Harald Burkhardt und seinem Kollegen Rikard Holmdahl vom Stockholmer Karolinska Institut im Rahmen des Projekts Aidcure („autoimmun disease cure“) an der Entwicklung eines neuen Medikaments gegen rheumatoide Arthritis. Die Projektgruppe konnte ein personalisiertes Immuntherapeutikum entwickeln, das rheumatoide Arthritis heilen soll. Das Therapeutikum entspricht einer neuen Substanzklasse und so wurde das Team mit dem ersten Platz der Businessplanphase des Gründerwettbewerbs Science4Life ausgezeichnet. Es konnte erforscht werden, dass bestimmte Menschen, die bestimmte Eiweißproteine auf den Zellen haben, eher rheumatoide Arthritis bekommen als andere.
Dies geschehe mit dem sogenannten HLA-System, das „Human Leukocyte Antigen“, das zur Unterscheidung von körperfremden und -eigenen Anteilen notwendig sei. Zwar konnte sich die Fraunhofer Projektgruppe noch nicht zum eigenständigen Institut entwickeln, doch eine Gründung ist geplant. Noch Ende dieses Jahres soll auf Initiative aus dem Loewe-Zentrum für Translationale Medizin und Pharmakologie TMP, welches vom Land Hessen gefördert wird, ein Unternehmen gegründet werden. Zudem wird das Projekt im Rahmen der „Go-Bio Gründungsoffensive Biotechnologie“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.
Mit der Gründung erfülle sich der Traum vom selbstbestimmteren Arbeiten, freut sich ein Gründungsmitglied. Besonders die Grundlagenforschung sei gelegentlich frustrierend, da zwar oft experimentiert werde, aber die Experimente nur selten funktionierten. Das neue Medikament soll 2019 das erste Mal in einer klinischen Studie an Menschen getestet werden. Derzeit sei das Projektteam mit verschiedenen Investoren aus der pharmazeutischen Industrie im Gespräch, das die weiteren Finanzierung der Forschung unterstützen soll.