Seit fast einem Jahr unterstützen Terminservicestellen Kassenpatienten bei der Suche nach einem Facharzttermin innerhalb von vier Wochen. Eingeführt wurden diese Servicestellen von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Bereits vor der Einführung wurde von Experten der Nutzen als möglicherweise gering eingestuft.
Schon im ersten Jahr nach der Einführung zeigt sich, dass mit 120.000 Terminen weit weniger Termine über Vermittlungsstellen vereinbart wurden, als erwartet, bei über einer Milliarde von Arztbesuchen. Einzelne Fachrichtungen wie Internisten und Neurologen werden zwar verhältnismäßig häufig nachgefragt, doch zu wenige Termine und zu lange Wartezeiten war vermutlich nie ein systematisches, bundesweites Problem. So hatte Jonas Schreyögg, Gesundheitsökonom an der Universität Hamburg schon 2011 eine Studie veröffentlicht, die sich genau mit der Frage beschäftigte, wie lange die Deutschen auf Arzttermine warten müssten. Er fand heraus, dass die Wartezeit in Deutschland gar kein echtes Problem sei, denn Kassenpatienten bekämen ihren Facharzttermin zwar durchschnittlich neun Tage später als Privatpatienten und in ländlichen Gebieten bräuchten die Patienten etwas mehr Geduld als in der Stadt, aber im Schnitt erhielten Kassenpatienten innerhalb von 16 Tagen einen Termin. In Großbritannien oder Skandinavien müssten die Patienten oft mehrere Wochen oder Monate warten. Viel wichtiger ist dagegen, dass wirklich akute Fälle, bei denen eine lange Wartezeit die Gesundheit verschlechtern könnte, schnell behandelt werden.
Durch die geringe Zahl an Anfragen kostet eine externe Terminvergabe je nach Bundesland teilweise mehr als 100 Euro pro Termin. Dieses Geld sollte nach Meinung der Ärztekammer Nordrhein besser für die medizinische Versorgung ausgegeben werden. Zudem halten viele Patienten ihre vermittelten Termine nicht ein, jeder fünfte bis zehnte Versicherte sagt diese nicht einmal ab und blockiert damit diese Termine für andere Patienten.
Daher fordert die Mehrheit der Kassenärztlichen Vereinigungen sowie einige Ärztekammern, darunter auch die Ärztekammer Nordrhein, die Abschaffung der Vermittlungszentralen. Als Grund für die geringe Nutzung der Servicestellen wird auch der hohe organisatorische Aufwand bei der Terminabsprache vermutet. Patienten geben zugunsten eines schnelleren Termins innerhalb von vier Wochen ihr Recht auf eine freie Arztwahl auf, denn der schnellere Termin muss weder bei ihrem Wunscharzt erfolgen, noch zu der präferierten Zeit. Längere Anfahrtszeiten zum Facharzt müssen die Patienten ebenfalls auf sich nehmen, denn der freie Termin wird in einem etwas größeren Radius um den Wohnort gesucht. Einen vereinbarten Termin können sie nur einmal absagen, danach verfällt der Anspruch. Viele Gründe, um doch lieber etwas länger auf den Facharzttermin beim Wunscharzt zu warten.
Zudem sollen nach verschiedenen Kassenärztlichen Vereinigungen viele Patienten schlicht keinen Bedarf an einer solchen Vermittlung haben. Krankenkassen wie die Techniker bieten parallel ebenfalls einen eigenen Terminservice an, sodass viele Patienten sich zudem eher dorthin wenden als an die politisch gewollten Zentren.