Der Abgasskandal beim VW-Konzern scheint nur der erste Autohersteller zu sein, den es getroffen hat. Ein neues Dokument aus dem Hause Audi aus einer Razzia im März lässt vermuten, dass sich auch andere Autobauer bei der illegalen Abgasreinigung abgesprochen haben.
In dieser Präsentation zur „Clean Diesel Strategie“ aus April 2010 wird von einem „Commitment der deutschen Automobilhersteller auf Vorstandsebene“ gesprochen, das den „künftigen Einsatz kleiner Adblue-Tanks (8+x l) in Europa“ betreffe. Die Adblue-Tanks sind oft zu klein, weshalb die Abgasreinigung über die angegebene Reichweite nicht richtig funktionieren kann. Schon 2016 hätten Recherchen der „WirtschaftsWoche“ auf diese Problematik hingewiesen.
Die Wettbewerbsbehörde solle bereits prüfen, ob sich Deutschlands Autobauer in der Diesel-Affäre über die Abgasreinigung ihrer Motoren möglicherweise abgesprochen haben. Eine solche Absprache der Autohersteller wäre insofern illegal, wenn man vereinbart habe, die Einspritzmenge der AdBlue-Lösung zu reduzieren, damit keiner der Hersteller einen Kosten- und Gewichtsnachteil durch einen zu großen, aber legalen Tank hätte. Da aus dem Dokument jedoch nicht hervorgehe, ob es sich um einen Wunsch des Audi-Gremiums handelt oder um einen Plan, der industrieweit bereits umgesetzt wurde, muss zunächst eine weitergehende Prüfung der Wettbewerbshüter erfolgen. Die Autobauer Audi, Volkswagen, BMW und Daimler wollten sich nicht zu den Vorwürfen über die abgesprochenen Tankgrößen äußern. Opel erläuterte lediglich, dass jeder Hersteller „seine eigene Strategie gewählt“ habe.
Angesichts der Historie der AdBlue-Technik könnte der Vorwurf jedoch durchaus stichhaltig sein. So hatten sich die deutschen Autobauer 2010 zusammengeschlossen, um die von Daimler (damals doch DaimlerChrysler) gemeinsam mit dem Zulieferer Bosch entwickelten AdBlue-Technologie bei Autoverkäufen in den USA zu promoten. Zeitgleich soll VW allerdings bemerkt haben, dass ein einfacher Speicherkatalysator nicht ausreiche, um die strengen Richtlinien in den USA einzuhalten. Der VW-Konzern entschloss sich daher für eine eigene Lösung ohne die Daimler-Technik und setzte bei vielen Modellen den weniger leistungsfähigen Speicherkat ein, der bei den AdBlue-Modellen die Einspritzmenge reduziert. Während dieser Zeit verließ der damalige VW-Markenchef Wolfgang Bernhard, der vormals von Daimler zu VW gewechselt hatte, den VW-Konzern im Streit. Er war bekannt dafür, dass er sich vehement für die saubere, aber teurere Daimler-Technik eingesetzt hatte.