Vor einem Jahr begann Starlink, eine der Firmen des Tesla-Gründers Elon Musk, Satelliten in den niedrigen Orbit um die Erde zu bringen, die einmal wie ein Gürtel die ganze Erde umziehen sollen. Das Ziel: Hochleistungsinternet aus dem Weltall als Konkurrenz zur Glasfaser, vor allem im ländlichen Raum. Je weiter das Projekt voranschreitet, desto stärker formiert sich Widerstand.
In den letzten Tagen häuften sich Berichte, wonach die Starlink-Satelliten auch in Deutschland mit bloßem Auge von der Erde gesehen wurden, als weißes Band am nächtlichen Himmel. Dabei sind derzeit noch nicht mehr als etwas über 400 dieser Satelliten im All – für bis zu 12.000 gibt es konkrete Pläne, bis zu 42.000 könnten es nach Angaben von Starlink am Ende sein. Bedenkt man, dass derzeit insgesamt etwa 2.500 Satelliten die Erde umkreisen, wäre das eine Vervielfachung gegenüber dem gegenwärtigen Stand.
Die Idee, die Menschen mit Hochgeschwindigkeitsinternet aus dem Weltall zu versorgen, ist bisher immer daran gescheitert, dass die Satelliten in etwa 35.000 km Höhe um die Erde kreisten – die Latenzzeit, also die Zeit, die das Signal für den Weg von der Erde zum Satelliten zur Erde zurück braucht, wird dadurch so lang, dass die meisten Anwendungen praktisch nicht funktionieren. Was die Starlink-Satelliten von den übrigen unterscheidet, ist v.a. ihre niedrige Umlaufbahn von 380 bis 800 Kilometer Höhe. Diese Nähe zur Erde drückt die Latenzzeit auf quasi Null. Damit das funktioniert, sollen Bodenstationen und Satelliten per Laser kommunizieren. Vor allem im ländlichen Raum könnten auf diese Weise Funklöcher der Vergangenheit angehören; in den Städten kann und will Starlink nach eigenen Angaben nicht mit den Glasfaseranbietern konkurrieren.
Bereits jetzt beklagen Astronomen jedoch, dass die von der Erde aus deutlich sichtbaren Satelliten die Messungen stören und befürchten, dass das mit einer Megakonstellation von 12.000 leuchtenden Satelliten noch wesentlich verschlimmern wird. Starlink hat zwar angekündigt, die Satelliten künftig mit weniger stark reflektierenden Oberflächen auszustatten; der Erfolg und die Ernsthaftigkeit, mit der sich Starlink des Problems annimmt, sind aber nach derzeitigem Stand zumindest unsicher. Zudem wird befürchtet, dass diese Masse an neuen Satelliten zu einem sprunghaften Anstieg des Weltraumschrotts im Erdorbit führen könnte.
Die Befürworter des Projektes argumentieren zwar, dass die Starlink-Satelliten untereinander kommunizieren und Zusammenstöße damit unwahrscheinlich seien. Das betrifft aber nicht Satelliten, die nicht zu Starlink gehören. Außerdem, so die Befürworter, seien die Satelliten so klein, dass sie beim Wiedereintritt in die Athmosphäre vollständig verglühen würden. Grundsätzlich ist die Frage nach der Verantwortung für den produzierten Weltraumschrott, der die Erde in immer größerem Maß umrundet – darunter auch ein Tesla, wozu auch immer –, jedoch bislang völlig ungeklärt. Sie reflektiert das größte Problem dieses Projektes: Der Weltraum als Ressource der gesamten Menschheit ist nach wie vor im Wesentlichen eine rechtsfreie Zone. Er gehört nicht einem Staat oder wird von einer Institution verwaltet. Es ist bezeichnend, dass die Befürworter des Projektes vor allem darauf verweisen, dass, wenn das Projekt nicht von Starlink realisiert würde, es eben ein anderer machen würde, China zum Beispiel.
Wegen dieses rechtlichen Niemandslandes ist es auch schwer, juristisch gegen das Projekt vorzugehen. Amerikanische Juristen versuchen es, mit der Begründung, die Federal Communications Commission (FCC), die in den USA die Lizenzen für solche Konstellation vergibt, habe Umweltschutzstandards nicht ausreichend geprüft, bevor sie Starlink Lizenzen für 12.000 Satelliten gab. Langfristig wichtiger wird es aber sein, zu einer internationalen Übereinkunft bezüglich einer gemeinsamen Nutzung und Verwaltung des Weltraumes zu kommen.
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