Ein Wissenschaftlerteam eines amerikanischen Unternehmens konnte in langwieriger, gentechnischer Fleißarbeit nun Schweine erschaffen, die irgendwann einmal Organe für kranke Menschen liefern sollen. Dazu war es notwendig, 62 Abschnitte in dem Erbgut der Paarhufer unschädlich zu machen, die als potenziell gefährlich für den Menschen gelten. Diese gefährlichen Erbanlagen resultieren aus Viren, die vor Urzeiten die Schweine befallen haben und ihre genetischen Spuren hinterlassen haben. Schon vor einigen Jahrzehnten konnte in Laborexperimenten beobachtet werden, wie diese "PERV" genannten Altviren aus Schweinezellen menschliches Gewebe infizierten und seither als Sicherheitsrisiko für die Xenotransplantation von Schweineorganen in menschliche Körper gelten.
Dabei warten in Deutschland tausende schwerkranke Menschen auf ein passendes Spenderorgan. Die fehlenden Organe sollen in Zukunft durch gentechnisch an den Menschen angepasste Tierorgane den Mangel beheben. Daher haben die Geningenieure gemeinsam mit einem Genetiker von der Harvard University alle PERV in Zellen von Schweinen inaktiviert und das bereinigte Erbgut wiederum in Eizellen gestopft, deren eigene DNA sie davor entfernt hatten. Hieraus wuchsen schließlich einige Dutzend Klonschweine ohne PERV. Nun müsse die Xenotransplantation aber noch sicherer gemacht werden. Daran arbeitet das Team weiter.
Genetiker-Kollegen sind beeindruckt von der Fleißleistung der Amerikanischen-Forscher, aber es bestehen Zweifel, ob die Ausschaltung aller PERV überhaupt notwendig ist. So will die amerikanische Zulassungsbehörde FDA derzeit nur einzelne der Altviren eliminiert sehen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Probleme machen. Diese Sichtweise vertritt auch die Weltgesundheitsorganisation WHO in ihren Empfehlungen für zukünftige Xenotransplantationen. Zudem fordert die FDA, „alle PERV eines potenziellen Spendertieres zu kartieren und den Empfänger regelmäßig darauf zu untersuchen, ob alte Schweineviren wieder zum Leben erwacht sind." Doch auch der Veterinärmediziner Eckhard Wolf, der an der Universität München ebenfalls daran arbeitet, Tierorgane für die Transplantation in den menschlichen Körper sicher zu machen, fordert nicht nur die alten Viren auszuschalten, sondern auch ein paar Erbanlagen der Schweine. Damit verringere sich das Risiko, dass der menschliche Körper das fremde Organ abstößt. Auch ohne biologischen Nachteil für den Organempfänger, sämtliche PERV abzuschalten, könnten einige Menschen durch die neue Arbeit dennoch das Nachsehen haben. Klinische Versuche könnten beispielsweise weiter hinausgeschoben werden, wenn die Behörden nun „die Hürden entsprechend hochschrauben würden“, so der Veterinärmediziner. Dann könnten Patienten, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind, aber wegen langer Wartelisten keines von einem Menschen bekommen, durch die Verzögerung sterben.