In 2018 des Kita-Jahres fehlen Hunderte Erzieher in München. Die Fachkräfte sind hart umkämpft und können sich ihre Arbeitgeber fast schon aussuchen. Die Stadt München wirbt sogar mittlerweile mit einer verkürzten Ausbildung und sucht parallel Erzieher aus dem Ausland. Aus diesem Mangel heraus wurde vor fünf Jahren das Unternehmen Sira gegründet. Es entwickelte erst Betreuungskonzepte für andere und half beim Aufbau von Einrichtungen, betreibt mittlerweile aber auch eigene Mini-Kitas im Auftrag von Unternehmen. Dort werden jeweils nur zehn Kinder betreut, eigentlich müssten sie nicht Kita, sondern Großtagespflege genannt werden, denn unter dieser Bezeichnung führt die Stadtverwaltung diese Einrichtungen.
Das Unternehmen arbeitet dabei mit verschiedenen Münchner Firmen zusammen, beispielsweise schuf es betriebliche Kinderbetreuungsplätze für die HypoVereinsbank, die Ludwig-Maximilians-Universität oder Rewe. Die Unternehmen versuchen den Fachkräftemangel mit diesem Mitarbeiter-Bonus zu umschiffen und kompetente Mitarbeiter zu umwerben und an sich zu binden. Die Mini-Kitas sind kleiner, weniger aufwendig als eine Kinderkrippe und trotzdem mit qualitätsvoller Betreuung. Dabei entstehen rund 100 000 Euro Kosten für zehn Plätze. Bei herkömmlichen Kitas wird etwa mit dem Doppelten kalkuliert. Bei einer Großtagespflege schließen sich mindestens zwei Tagesbetreuungspersonen zusammen, suchen geeignete Räume und betreuen bis zu zehn Kinder von neun Monaten bis 14 Jahren gleichzeitig. Aktuell gibt es in München 62 Großtagespflegen mit insgesamt 620 Plätzen. Meistens entstanden diese Einrichtungen durch Zusammenschlüsse von Tagesbetreuungspersonen, aber ein Drittel wird schon von Unternehmen geführt.
Vor allem in Großstädten haben Einrichtungen der Großtagespflege einige Vorteile. So muss eine Mini-Kita nicht ganz so viele Anforderungen erfüllen, beispielsweise können die Räume kleiner sein und eigene Spielflächen draußen sind nicht notwendig. Daher können auch in den Innenstädten Räume angemietet werden, zum Beispiel einen leer stehenden Laden. Große Kindertagesstätten benötigen mehr Platz und haben daher Probleme, Räumlichkeiten zu finden. Vermieter entsprechender Lokalitäten können durch mehrjährige Mietverträge langfristiger mit den Mieteinnahmen rechnen, denn die Einrichtung erhält erst bei mindestens zehnjährigen Mietverträgen einen öffentlichen Zuschuss zu den Investitionskosten. Außerdem ist bei zehn Kindern in einem großen Wohnhaus im Gegensatz zu einer Kindertagesstätte mit 100 Kindern nicht mit großem Widerstand der Anwohner aus Lärmgründen zu rechnen. Dazu müssen die Eltern für einen Mini-Kita-Platz nur 350 Euro inklusive Verpflegung zahlen, was günstiger ist als die Gebühren in den städtischen Krippen. Hier kommen wiederum Geringverdiener in den Genuss von Ermäßigungen.