Die Branche der Fensteranbieter ist alarmiert, denn polnische Anbieter haben hierzulande bereits einen Marktanteil von 20%, so der Bundesverband Flachglas (BF). Zuletzt seien die Verkaufszahlen rapide angestiegen. Nur fünf Jahre hätten die polnischen Betriebe benötigt, um sich diesen Marktanteil zu erarbeiten und ein Ende dieses Importbooms sei nicht in Sicht. Schließlich bleibt die Baukonjunktur in Deutschland weiterhin hoch. Die Umsätze der heimischen Industrie sind im Januar und Februar um fast 16 Prozent gestiegen und gleichzeitig erhöhte sich das Auftragsvolumen nochmals um 14,4 Prozent.
Infolgedessen ist der Bedarf an Fenstern ebenso angestiegen. So rechnet der Verband Fenster + Fassade (VFF) noch bis zum Jahresende mit einem Umsatz vom 14,6 Millionen Einheiten, was ein Plus von rund 3 % betrüge. Dennoch werde nur ein kleiner Teil dieses Zuwachses aufgrund der polnischen Marktmacht bei den heimischen Unternehmen ankommen.
Die deutschen Kunden schätzen die polnischen Anbieter vor allem wegen dem Preis. Schätzungen zufolge sind die polnischen Anbieter rund 20 % günstiger als die Deutschen. Dieser Preisvorteil lockt besonders in institutionellen Bauherren, die zudem derzeit verstärkt am Markt unterwegs sind. Zunehmend verschieben sich die Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser zu Mehrfamilienhäuser. Dagegen kaufen die Privatleute für die eigenen Häuser eher beim regionalen Fensterbetrieb. Doch weil die Baukosten in den letzten Jahren enorm angestiegen sind, sind Ersparnisse beim Bauen auch bei den Privatbauherren mittlerweile sehr willkommen. So hat zwischenzeitlich auch der Onlinehandel die Fenster- und Glasbranche erreicht. Mittelfristig werde dies zu ähnlich Verdrängungs- und Konzentrationsprozessen führen, wie sie andere Branchen schon hinter sich haben.
Bei der Fensterfertigung ist diese Auslese schon in vollem Gange. Noch gibt es 6.400 Hersteller in Deutschland, vor ein paar Jahren waren es noch über 7.000. Nach Ansicht des VFF geht diese Verschiebung nicht mit rechten Dingen zu, der Wettbewerb sei komplett verzerrt. So unterstützte der polnische Saat diejenigen Wirtschaftszweige geschickt, für die es besonders große Exportchancen gäbe. So habe der Verband bereits vor einiger Zeit gegen ein Förderprogramm des polnischen Wirtschaftsministeriums und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung Beschwerde bei der europäischen Kommission eingereicht. Die Subventionen in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro würden derzeit gezielt dafür genutzt werden, den Export von polnischen Fenstern und Türen in andere EU-Länder zu fördern. Dies sei mit dem Binnenmarkt nicht vereinbart und gehe zulasten der Mitbewerber in den EU-Mitgliedstaaten, die keine Beihilfe erhalten.