Auf dem Genfer Autosalon wird eine neue Reifenart präsentiert: ein kugelrunder Autoreifen mit leuchtenden Lämpchen rundherum und einer Oberfläche aus vielen kleinen Sechsecken. Der Reifen der Zukunft heißt Eagle 360 Urban und wurde von Goodyear konstruiert. Doch frühestens in den 2030er-Jahren könnte der Kugelreifen tatsächlich auf den Straßen benutzt werden.
Die Außenhaut der Kugel kann sich mithilfe der extrem elastischen Polymere ausdehnen und zusammenziehen. Im Inneren sitzt ein schaumartiges Material, das stark genug ist, um trotz des Fahrzeuggewichts flexibel zu bleiben. Mit Antriebselementen unter der Haut, die wie Muskeln funktionieren, bewegen sich mithilfe eines elektrischen Impulses die einzelnen Sektoren, sodass bei Nässe zum Beispiel zusätzliche Vertiefungen und damit ein stärkeres Profil entstehen kann. In jedem der kleinen Sechsecke sind zudem Sensoren angebracht, die die Umgebung erkennen. Das macht die Kugel zu einem intelligenten Reifen. Er könne mitteilen, wie es ihm geht und sich an die Situation anpassen, erklärt Goodyear. Außerdem könne er feststellen, ob die Fahrbahn nass oder trocken ist, wie die Temperatur ist, wie gut oder schlecht ist der Straßenbelag ist und passt sich dann den Verhältnissen selbst anpassen. Dazu kann er sich verformen oder bestimmte Laufrichtungen vermeiden, beispielsweise wenn er an einer Stelle beschädigt ist. Er repariert kleine Schäden selbständig und soll mit einer integrierten künstlichen Intelligenz ständig dazulernen, um ähnliche Situationen später besser meistern zu können.
Bei der Entwicklung habe die „Manövrierfähigkeit“ im Vordergrund gestanden, erklärt Goodyear. Da bei den selbstfahrenden Autos kein Mensch mehr am Steuer sitzen muss, brauche sich das Fahrzeug nicht mehr zwangsläufig geradeaus auf vorgegebenen Spuren bewegen, sondern könne den Raum effizienter nutzen. Daher sei denkbar, dass sich die autonomen Fahrzeuge mithilfe der Kugelreifen völlig flexibel vorwärts, seitwärts oder diagonal durch den Verkehr schlängeln könnten.
Schon in den nächsten Jahren sollen konventionelle Reifen mit Sensoren ausgestattet werden, die die gemessenen Daten zunächst an das Fahrzeug weitergeben, in dem dann Einstellungen passend auf die Umgebung eingestellt werden können.
Auch andere Hersteller wie beispielsweise Continental überlegen wie das zukünftige Geschäft mit den Reifen optimiert werden kann. Möglicherweise will man dort die Autoreifen künftig gar nicht mehr verkaufen, sondern inklusive Wartung und Service zu vermieten. Die Abrechnung könnte pro gelaufenem Kilometer erfolgen. Dieses Modell kann sich auch Goodyear vorstellen.