Die deutschen Wohnungsmärkte boomen schon seit vielen Jahren, was für Mieter und Käufer zu immer höheren Kosten führt, wie Fachleute sagen. Eine Bestandsaufnahme und Prognose zum Zustand der deutschen Immobilienmärkte ergab nach wie vor dieses Resümee, mit Einschränkungen, erneut.
Seit 2010 steigen die Kaufpreise für Eigentumswohnungen stetig, im Vergleich zum Vorjahr mit über 9 % habe sich der Preisanstieg sogar noch weiter beschleunigt. Insgesamt hat sich der Kaufpreis für Eigentumswohnungen seit 2010 sogar um rund 40 Prozent verteuert. Entsprechend haben sich auch die Wohnungsmieten 2017, um rund 3 Prozent verteuert. Verglichen mit 2010 sind die Mieten insgesamt um rund 10 Prozent gestiegen. Damit stiegen die Kaufpreise in den letzten fünf Jahren "relativ stärker als die Mieten", sagen die zuständigen Fachleute. Diese Schere zwischen Kaufpreisen und Mieten sei Indiz für eine Immobilienblase, da die steigenden Marktpreise nicht mehr Folge des realen Verhältnisses von Angebot und Nachfrage seien, sondern durch Spekulation verursacht würden. Jedoch wird zur Gelassenheit geraten, zwar seien die Kaufpreise im Vergleich zum Mietniveau bundesweit um fast 20 Prozent überteuert, aber die Differenz sei so gering, dass sie sich mit den niedrigen Zinsen oder einem Nachholeffekt erklären ließen.
In den sieben deutschen Metropolen sind die Wohnungspreise jedoch zwischenzeitlich erheblich überteuert. So stiegen die Kaufpreise in Köln um 36 Prozent, in Frankfurt und Hamburg um 40 Prozent, in Berlin und Stuttgart um 50 Prozent und in München sogar um 75 Prozent mehr als es durch die Miete gerechtfertigt wäre. Speziell in Berlin und München stünden die aktuellen Kaufpreise "in keiner sinnvollen Relation mehr zu den Rahmenbedingungen". Es wird vermutet, die Käufer erhoffen sich einen weiteren Anstieg der Mieten, wofür es jedoch keine wirklichen Anzeichen gibt. Schließlich wachsen die Städte Berlin, München und Hamburg nicht mehr in der Geschwindigkeit wie in den letzten Jahren, gleichzeitig entstehen dort viele neue Wohnungen. In Hamburg und Berlin betrug der Bauüberhang Ende 2016 bereits das Fünffache der bisherigen jährlichen Wohnungsproduktion. Der bisherige Zuzug verschiebe sich in günstigere Städte wie Leipzig, Rostock, Erlangen und Regensburg, wo die Mietpreise stagnieren, wenn nicht gar fallen werden. Dies habe auch Auswirkungen auf die Kaufpreise, insofern sei in den genannten Städten eher eine Trendumkehr zu erwarten.
Wie sich die neue Wohnungsbauförderung auswirken wird, bleibt abzuwarten. Es wird befürchtet, dass weitere Preissteigerungen am Immobilienmarkt kommen. Das Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, werde derzeit nicht erreicht. Stattdessen sollten die Herstellungskosten verringert werden, beispielsweise durch den Abbau oder die Optimierung von staatlichen Regulierungsmaßnahmen. Außerdem sollten Kommunen in beliebten Städten neue Flächen ausweisen, schnellere Baugenehmigungen erstellen oder die Bebauungsart ändern. Die Immobilienfachleute befürworten auch ein Ende „der Grunderwerbsteuer-Rally in den Ländern“ und wünschen sich eine „Erhöhung der Afa “, einer Möglichkeit der steuerlichen Absetzung. Auch der vom Bundeskabinett im November 2016 verabschiedete Klimaschutzplan 2050 soll ein möglicher Preistreiber sein, da dieser die Immobilienbranche beispielsweise durch die Herstellungskosten von Neubauten sowie die Sanierung von Bestandsgebäuden erheblich belastet.