Wer als Beamter an einer psychischen Erkrankung wie Depressionen oder Burnout leidet, der muss unter Umständen seine Therapie aus eigener Tasche zahlen. Das hat eine Recherche der Zeitung DIE WELT ergeben. Neben sinkenden Ausgaben für die Behandlung solcher Erkrankungen bemängelt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) auch steigende Belastungen und mangelnde Prävention.
Lange Wartezeiten bei staatlichen Kliniken, wenig Unterstützung durch Beihilfe, teure Privatkliniken: Beamte mit psychischen Erkrankungen haben oft kaum gute Aussichten auf schnelle Hilfe. Die Ausgaben der Länder für die Beihilfezahlungen ihrer Beamten bei psychischen Erkrankungen sind in den letzten fünf Jahren im Schnitt um 10 Prozent gesunken. Das ergaben Nachfragen der WELT bei den entsprechenden Stellen. Beschlüsse wie in Hessen, wo in diesem Jahr 20 Prozent der Ausgaben für Beihilfe eingespart werden sollen, verschlechtern die Situation für die Erkrankten noch.
Gleichzeitig beklagen die Gewerkschaften einen deutlichen Anstieg der psychischen Belastung der Beamten. Die staatlichen Kliniken, die eine Therapie für Depressionen, Burnout und Posttraumatische Belastungsstörungen bieten, haben monatelange Wartelisten und arbeiten bereits mit über 100 Prozent Auslastung. Dabei ist die Behandlung solcher Erkrankungen nichts, was man auf die lange Bank schieben sollte. Bereits nach sechs Monaten können sich psychische Erkrankungen verfestigen und sogar zur Dienstunfähigkeit führen.
Viele Beamte suchen daher Hilfe bei privaten Kliniken, müssen aber schnell feststellen, dass die Behandlung dort ihre finanziellen Mittel übersteigt. Kosten von 500 Euro am Tag sind keine Seltenheit. Wer gut privat versichert ist, der kann unter Umständen mit 50 Euro pro Tag an Eigenanteil, bei einer Behandlungsdauer von rund sechs Wochen rechnen. Wer keine gute private Versicherung hat, der muss teilweise 200 Euro pro Tag selbst bezahlen und kann sich das dann oft nicht leisten. Gerade Beamte im mittleren Dienst haben häufig keine Wahl, als sich auf die Warteliste einer staatlichen Klinik setzen zu lassen. Bis sie dort einen Platz erhalten, sind die Beamten dann häufig kaum einsatzfähig und so ist es kein Wunder, dass die Anzahl an Krankentagen insbesondere bei der Polizei deutlich steigt.
Die GdP hat Ende März ein Arbeitsschutzsymposium zu den Folgen zunehmender psychischer Belastungen und deren Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit der Polizei abgehalten. Es wurde die fehlende Datenbasis zu den typischen Stressauslösern sowie die fehlenden Möglichkeiten, sich an Polizeiärzte zu wenden, bemängelt. Gerade im Bereich der Prävention hänge der öffentliche Dienst der freien Wirtschaft deutlich hinterher. Hier sollen geeignete Maßnahmen gefunden und im Zuge eines strategischen Gesundheitsmanagements umgesetzt werden.
Den ausführlichen Artikel der WELT gibt es hier zu lesen: https://www.welt.de/wirtschaft/article139237382/Deutschland-vernachlaessigt-psychisch-kranke-Beamte.html