Wie viele Wildvögel sind Buntspechte Kulturfolger, die in den Städten durchaus akzeptable Lebensbedingungen finden. Nicht immer zur Freude der Hausbesitzer: Spechte, die den Fassadenputz aufhacken, um Nisthöhlen zu bauen, stoßen nicht auf Gegenliebe. Was kann, und was darf man tun?
Grundsätzlich gilt: Alle Wildvögel, auch Spechte, sind gesetzlich geschützt. Sie dürfen nicht gejagt, gefangen oder getötet und ihre Nistplätze dürfen nicht zerstört werden.
In der freien Natur haben Spechte, die Insekten aus dem Holz zu holen, eine wichtige Funktion bei der Reduzierung von Schadinsekten. Hacken Spechte Bruthöhlen in Bäume, nützt das auch anderen Vogelarten, die als „Nachmieter“ in die Spechthöhlen einziehen. Höhlen bauen gehört zum Balzzeremoniell und findet i.d.R. im Herbst statt; Spechte, die im Winter und Frühling auf Antennen, Dachbleche und hohl klingende Fassaden einhacken, versuchen damit, ein Weibchen zu finden.
Bei nicht gedämmten Fassaden, bei denen der Putz nicht dick und darunter massives Gestein ist, ist der Spechtschaden meist nicht groß. Anders bei mehrschichtigen, wärmegedämmten Fassaden. Diese sind für Spechte attraktiv, weil sie sich wie Bäume verhalten. An rauen Oberflächen, v.a. an den Hausecken, können sich die Vögel gut festhalten. Finden sie dort Insekten, versuchen sie, auch in tieferen Rinden- bzw. Fassadenschichten Nahrung zu finden. Hohle Fassaden klingen für Spechte wie morsche Stämme, der Putz hat auch eine ähnliche Konsistenz. Und wenn der Specht das Dämmmaterial – Hartschaum, Hanf, Kork, Holz- oder Mineralfasern etc. – ausräumt, hat er in kurzer Zeit eine sehr komfortable Nisthöhle.
Problematisch ist das Spechtverhalten, weil durch die Löcher im Putz Feuchtigkeit in die Wand eindringen kann, die die Dämmeigenschaften verschlechtert und zu Schäden an der Bausubstanz führen kann. Man sollte Spechtlöcher daher schnell schließen, aber darauf achten, dass dabei keine Jungvögel zu Schaden kommen und dass das gesamte Nistmaterial entfernt wird, weil es sonst zu faulen beginnt. Das gilt natürlich auch, wenn die Höhle von anderen Vöglen „übernommen“ worden war. Diesen sollte man, wenn man ihnen den Nistplatz nimmt, alternative Wohnangebote machen, z.B. Nistkästen.
Den Specht selbst aber kann man nur versuchen zu vergrämen, und zwar so früh wie möglich. Hat sich der Specht erst daran gewöhnt, eine Fassade zu bearbeiten, wird das Vertreiben schwerer. Hierzu kann man Vogelscheuchen benutzen, also alles, was sich bewegt, Geräusche oder Lichtreflexe von sich gibt oder den Specht sonst stört. Dazu eignen sich flatternde Plastikfahnen, Wimpelketten, Ketten aus alten CDs oder Windspiele. Auch Klatschen, Pfeifen oder Trommeln kann helfen, solange es nicht wiederum zu Konflikten mit den menschlichen Nachbarn führt. Was immer man am Haus anbringt: Es sollte möglichst großflächig die gefährdete Fassade abdecken und es sollte dauerhaft angebracht werden. Wenn möglich, sollte man abwechseln, denn Spechte gewöhnen sich an bestimmte Störungen. Ein Gewohnheitseffekt tritt auch ein, wenn man Abbilder von Fressfeinden zwar anbringt, diese sich aber nicht bewegen. Irgendwann merkt der Specht, dass der Plastik-Uhu nicht gefährlich ist. Auch ein Plastik-Konkurrent, also eine Spechtattrappe, hilft meist nur eine Zeit lang.
Empfohlen wird, Fassaden mit dickerem und glatterem Putz zu versehen. Spechts können sich jedoch auch bei Putzkörnungen von zwei bis drei Millimetern festhalten. Und auch dicke Putzschichten halten sehr hartnäckige Spechte nicht ab. Abgesehen davon können solche Maßnahmen die Kosten für eine Wärmedämmung unverhältnismäßig in die Höhe treiben. Besser helfen wirklich glatte Hausfassaden oder Verkleidungen der Ecken – gerade die Gebäudeecken sind für Spechte attraktiv –mit glattem Material wie Metall oder Faserzementplatten. Auch Klinker- oder Natursteinverkleidungen sind spechtsicher. Eine Wandbegrünung kann ebenfalls helfen, denn Spechte fliegen i.d.R. Baumstämme an, nicht das Strauch- oder Blattwerk. Einen Königsweg, die Spechte von den Häusern fernzuhalten, gibt es nicht. Was immer man tut – man sollte die Kosten-Nutzen-Relation im Auge behalten.