Wie ein typischer Finanzmann wirkt Herr Kolja Barghoorn nicht mit wie man sagt. Dabei erklärt der 32-jährige auf seinem Youtube-Kanal „Aktien mit Kopf“ seinen 69.000 Zuschauern, wie man mit Wertpapieren Geld verdient und "finanzielle Freiheit durch logisches und langfristiges Denken" erlangt. So spricht er in manchen Videos über Sport, in anderen über Geldanlagethemen. Auch viele andere Angebote auf Youtube, Facebook oder in Blogs handeln von Geldanlagemöglichkeiten, ohne jedoch professionellen Background zu erkennen.
Manche Medienpsychologen sagen, dass die wenigsten Menschen beim Thema Geld rational seien, denn Geld sei stark mit Macht verknüpft und daher wirke eine emotionale Ansprache hier sehr gut, gerade wenn das Gefühl vermittelt werde: Ich bin einer von euch. Viele Menschen scheuen sich, sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen, weil es kompliziert sei. Die Blogger und Youtuber bedienen sich aber an diesen Stereotypen indem sie diese Vorurteile bestätigen und damit Vertrauen schaffen. So spricht mancher die Sprache seiner Zuschauer und nimmt seine Videos in Alltagssituationen auf, um Vertrauensbasis aufzubauen.
Die jungen Menschen in Deutschland sind mangels Wirtschaftsunterricht in der Schule mit den Finanzthemen oft überfordert und wissen Studien zufolge nicht einmal, was eine Rendite ist. Dies führt nicht selten zu Geldverlust durch teure Versicherungen, dubiose Anbieter auf dem grauen Kapitalmarkt oder schlicht unverzinste Sparguthaben.
Diese Zielgruppe sucht mancher Youtuber, der vor allem die Grundlagen zu Anlagestrategien vermitteln möchte. Doch es gibt auch Anbieter, die für Zockerprodukte werben und Apps anpreisen, an denen sie mitverdienen. Zwar lässt sich auch mancher Medienpsychologe seine Zeit auch von Online-Brokern vergüten und bekommt von der Börse Stuttgart, deren Mitarbeiter in manchen Videos als Experten auftreten, ein Honorar, doch dies sei juristisch vertretbar, solange die Werbung keinen direkten, versteckten Zusammenhang zum empfohlenen Produkt aufweist, erklärt ein Anwalt.
Da die Laien-Ratgeber mit einem Disclaimer die Haftung jedoch ausschließen, haben Nutzer bei einem Verlust ihres Geldes nichts gegen sie in der Hand, wenn nur allgemeine Hinweise gegeben und sie nicht individuell beraten wurden. Anlegern ist daher zu raten, sich gut zu informieren und nicht stur Empfehlungen zu folgen.