Forscher aus Singapur berichteten kürzlich, sie hätten Mäusen mit einem Pflaster einen Wirkstoff über die Haut verabreicht, damit diese trotz fettreicher Nahrung nicht dick werden und darüber hinaus ihre Fettmasse sogar schrumpfen ließ. Das sogenannte weiße Fett, das Energie speichert, konnte durch den Wirkstoff in braunes Fett, eine Art Heizgewebe, das Energie verbrennt, verwandelt werden. Möglicherweise wurde damit ein Mittel zur Bekämpfung der weltweiten Adipositas-Epidemie entwickelt.
Die Idee der Fettumwandlung wird von vielen Experten als vielversprechend bewertet. Eine wirksame Strategie gegen die zunehmende Fettleibigkeit wird dringend gesucht. Schließlich können hieraus Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs entstehen. So betitelt die Universität Bonn die aktuelle Situation, in der kein pharmakologisches Mittel gegen Adipositas existiert, als unbefriedigend. Sie ist allerdings zuversichtlich, dass sich nun wo Bewegung in die Sache gekommen ist, weitere Fortschritte erfolgen.
Schon seit einiger Zeit werden Fettzellen als möglicher Ansatzpunkt für eine Pharmakotherapie erforscht. Neben den bereits erwähnten weißen und braunen Fettzellen gibt es im menschlichen Körper beige Fettzellen, welche aus weißen Fettzellen herausgebildet werden. Sie können genau wie die braunen Fettzellen Energie verbrennen. Wenn das braune Fett pharmakologisch aktiviert werden oder die Umwandlung von weißen in beige Fettzellen stimulieren werden könnte, hätte man möglicherweise ein Medikament zur Bekämpfung von Übergewicht in der Hand.
Diese Überlegung ist nicht abwegig, erklärt die TU München. Bei kleinen Säugetieren funktioniere dies schon ganz gut. Dabei hatte die TU München erst kürzlich herausgefunden, dass die Menge an braunem Fett bei Erwachsenen etwa dreimal so groß ist wie bisher angenommen. Diese Entdeckung habe auch das Interesse der Pharmaindustrie an pharmakologischen Fettverbrennern neu entfacht. So kennen Experten mittlerweile zahlreiche Botenstoffe, die die Aktivität und Umwandlung von Fettzellen begünstigen, beispielsweise Katecholamine wie Adrenalin und Noradrenalin, Hormone wie Östrogen, Testosteron und Progesteron oder Wachstumsfaktoren.
Zwar wurden viele der bisherigen Ergebnisse in Experimenten mit Tieren oder tierischen Zellen gewonnen, jedoch lassen sich – zumindest experimentell – auch menschliche weiße Fettzellen zu Braunen umpolen. Da etwa zehn Prozent der menschlichen Fettzellen jedes Jahr „renoviert“, also durch neue Fettzellen ersetzt werden, könnte hier mit einer Umpolung der Fettvorläuferzellen eine schonende Rekrutierung brauner Fettzellen im weißen Fettgewebe erreicht werden. Die körpereigene Wirksubstanz „MicroRNA-26“ wurde bereits in den USA und der EU patentiert.
Mit der Verabreichung eines Wirkstoffes über ein Pflaster, könnte das Medikament in weit geringerer Dosierung direkt an den Problemzonen angewendet werden, womit Nebenwirkungen verhindert oder zumindest reduziert werden könnten. Trotz der positiven Ergebnisse gibt es für den Menschen derzeit aber noch kein Pflaster und keine Pille, die die Fettpolster schmelzen lässt. Die Forschung hierzu steckt noch in den äußerst aussichtsreichen Kinderschuhen.