Einbrüche sind in Deutschland häufig und können prinzipiell jeden treffen, gerade jetzt, wenn die früh einsetzende Dunkelheit Einbrechern größeren Schutz bietet als im Sommer. Eine zunehmende Anzahl von Anbietern smarter Systeme bietet daher auch smarte Sicherheitstechnik für Haus und Wohnung an. Die hat aber Grenzen.
Nur etwa 20% der Einbrüche in Deutschland werden von Profis oder Profibanden verübt. 80% gehen auf das Konto von Gelegenheitstätern, also Tätern, die nicht von vornherein wissen, in welches Objekt sie einsteigen wollen, sondern eine gute Gelegenheit suchen, z.B. ein Haus, in dem aktuell niemand zu Hause zu sein scheint. Diese Täter möchten niemandem begegnen und möglichst schnell ins Haus und wieder heraus. Sie haben zumeist kein spezialisiertes Profi-Werkzeug dabei, sondern leicht zu versteckende und leicht zu handhabende Werkzeuge, meistens Schraubenzieher, Keilchen, oder eine Kelle. Mit diesen hebeln sie ungeschützte Türen und Fenster sekundenschnell und fast ohne Tür oder Fenster zu beschädigen auf. Auch das Durchstechen der Glasdichtung mit einem Schraubenzieher, um an den Fenster- oder Türgriff zu kommen, ist beliebt, weil schnell und fast geräuschlos. Türen lassen sich auch rasch öffnen, indem man den Profilzylinder abbricht. Eher selten nutzen Einbrecher spektakulärere Methoden wie das Durchschlagen von Fensterscheiben – das Verletzungsrisiko ist zu hoch.
Aus diesen Erfahrungswerten ergibt sich, dass smarte Sicherungstechnik durchaus Erfolg haben kann. Solche Systeme bestehen i.d.R. aus einer Kombination digital vernetzter Kameras, Bewegungsmelder, Beleuchtung und Anwesenheitssimulation. Vernetzt mit diesen sind oft auch Brandmelder. Per Smartphone gesteuert können z.B. Rollläden zu bestimmten Zeiten automatisch hoch- oder heruntergelassen werden, die Außenbeleuchtung kann an- und ausgeschaltet werden. Fortgeschrittene Anwesenheitssimulationssysteme täuschen die Anwesenheit von Personen inklusive Geräuschkulisse und Schattenwurf vor, wenn tatsächlich niemand im Haus ist. Gelegenheitstäter können so getäuscht werden. Sensoren an Fenstern oder Türen, Bewegungsmelder oder Geräte, die die Kohlenmonoxid-Konzentration im Haus messen, können mit der Videoüberwachung gekoppelt werden und die Kameras aktivieren, sobald jemand die Fenster berührt, oder durch den Atem die Kohlenmonoxid-Konzentration im Haus verändert. Zugleich kann dann das Smartphone der Bewohner benachrichtigt werden und diese können auch aus dem Urlaub schnell auf einen Einbruch reagieren. Den Einbruch selbst verhindern diese Systeme zwar in aller Regel nicht – bis die Polizei da ist, sind die Täter längst fort –, Für Aufklärung und Fahndung sind die Videobilder aber sehr hilfreich.
Auf der anderen Seite bergen gerade die vernetzten Geräte selbst Gefahren. Es gibt derzeit kein digitales System, das sicher gegen Hacker-Angriffe ist. Hacken diese sich in das vernetzte System, bekommen sie nicht nur Informationen darüber, ob die Bewohner tatsächlich zu Hause sind, sie können Alarmsysteme auch deaktivieren. Mittels Drohnen beispielsweise kommen Kriminelle nahe genug an Häuser heran, um sich per Funk in die digitalen Systeme einhacken zu können. WLAN-Systeme sind daher bei Sicherheitssystemen ungeeignet; diese sollten über Kabel vernetzt sein. Weiterer Schwachpunkt ist Tests zufolge, dass viele der Geräte schlicht nicht mehr funktionieren, wenn der Strom ausfällt, weil ein Batteriemodus fehlt. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die Hersteller der Systeme – regelmäßige Sicherheitsupdates sind nicht bei allen angebotenen Systemen Standard. Sicherheitslücken in der Software werden dann nicht oder nicht schnell genug beseitigt. Hinzu kommt, dass smarte Geräte über mindestens den Schutz verfügen müssen, der auf PCs Standard ist bzw. sein sollte. Diesen haben sie aber oft nicht, auch deshalb, weil die Benutzer dieser Systeme sich zu wenig um Verschlüsselung und Datensicherheit ihrer Smarthomes kümmern. Für smarte Sicherheitssysteme gilt, was für alle digitalen Systeme gilt: Passwörter sollten regelmäßig geändert und möglichst kompliziert sein; Firewalls sollten auf dem neuesten Stand und überhaupt vorhanden sein; Geräte sollten sich nicht automatisch, sondern nur dann, wenn die Benutzer es wünschen, mit dem Internet verbinden; Datenspeicherung sollte auf ein Minimum reduziert werden.
Um Einbrüche zu verhindern, ist es jedenfalls unumgänglich, nicht nur auf digitale Systeme zu setzen, sondern auch auf eine ordentliche mechanische Grundsicherung. Dazu gehören Pilzkopfzapfen und Aufschraubsicherungen an Fenstern und Türen, v.a. im Erdgeschoss, und bei Keller- und Garagentüren – diese verhindern das Aufhebeln. Abschließbare Fenster- und Türgriffe helfen gegen das Durchstechen der Glasdichtung. Angriffe auf die Profilzylinder der Eingangstüren werden verhindert, wenn diese innen verschraubte Schutzbeschläge haben. Bei besonders gefährdeten Türen oder Fenstern bietet eine einbruchhemmende Verglasung zusätzlichen Schutz. Gitter- und Schachtabdeckungen erschweren ein Einsteigen über Lichtschächte. Immer gilt: Geht man außer Haus, sollten alle Fenster und Türen geschlossen und abgeschlossen sein. Und im Urlaub bietet es zusätzlichen Schutz, nicht nur die Alarmanlage zu aktivieren, sondern auch Nachbarn zu bitten, den Briefkasten zu leeren und ein Auge auf das Haus zu haben.